Deutlich mehr Platz für Radfahrerinnen und Radfahrer am U-Bahnhof Berne: Statt 402 Fahrradstellplätze soll es dort zukünftig 799 geben. Die Bauarbeiten werden in Kürze beginnen. “Der Ausbau des Fahrradparkens am U-Bahnhof Berne ist eine der ersten großen Maßnahmen im Zuge des Bike+Ride-Entwicklungskonzepts des Senats, das vor einem Jahr vorgelegt wurde”, freuen sich die beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter (Rahlstedt) und Lars Pochnicht (Bramfeld/Farmsen-Berne). Bike+Ride (B+R) bezeichnet die Verknüpfung des Fahrrads mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die Entwurfsplanung, die kürzlich im bezirklichen Wirtschafts- und Verkehrsausschuss vorgestellt wurde, zeigt die Angebotserweiterung am U-Bahnhof Berne an zwei Hauptbereichen auf: Die Fahrradstellplatzanlagen werden einerseits am Berner Heerweg auf der bislang ungenutzten Grünfläche vor der modernisierten P+R-Palette erstellt. Andererseits werden die vorhandenen Fahrradabstellplätze am Kriegkamp entlang der U-Bahn modernisiert und erweitert, was dem Stadtbild zuträglich sein dürfte. Aber auch die Abstellmöglichkeiten auf der Busbrookbrücke vor dem U-Bahnhof sollen neu geordnet werden. Bei rund der Hälfte der zukünftigen Fahrradabstellplätze handelt es sich um überdachte Anlagen. Teil der Planung ist auch ein freistehendes Fahrradhaus mit Doppelstockparkern im Bereich der Einmündung Kriegkamp/Berner Stieg. Am Rande der Markfläche Hermann-Balk-Straße sollen vorhandene ungeliebte Vorderradhalter durch Anlehnbügel ersetzt werden.
“Im Zuge der Umgestaltung des Bahnhofsvorplatz auf der Berner Seite der U-Bahn wurden dort bereits die Fahrradabstellanlagen modernisiert. Die Fahrradbügel und Überdachungen dort geben einen Vorgeschmack darauf, wie es auch andernorts zukünftig aussehen wird”, sagt Ole Thorben Buschhüter, und ergänzt: “Das Fahrrad wird immer mehr zum normalen täglichen Verkehrsmittel. Um diese positive Entwicklung zu fördern, braucht es neben vernünftigen Radverkehrsanlagen auch gute Möglichkeiten, das Fahrrad abzustellen.”
Insgesamt ist eine Verdoppelung der aktuell vorhandenen Fahrradabstellplätze vorgesehen. Bisher (gemäß Zählung 11/2014) sind rund 402 Stellplätze (336 frei zugänglich, 66 Mietplätze) vorhanden, zukünftig sollen es 799 Plätze sein, davon 693 frei zugänglich und 106 als Mietplätze. Die bereits vorhandene Sammelschließanlage im Erdgeschoss der P+R-Palette wird in diesem Zuge ebenfalls erweitert. Eine E-Bike-Ladestation für 12 Plätze ist dort zusätzlich vorgesehen. Das Bike+Ride-Entwicklungskonzept für die Haltestelle Berne kann über diesen Link als PDF-Datei aufgerufen werden.
„Am Berner Bahnhof gibt es bisher zu wenig Fahrradstellplätze. Das macht die Anfahrt mit dem Fahrrad unattraktiv und lässt die zugeparkten Flächen unaufgeräumt aussehen. Es ist aber wichtig, dass das Fahrrad mit U- und S-Bahn gut kombinierbar ist. Radfahrende brauchen komfortable und auch sichere Möglichkeiten zum Fahrradparken, damit sie in U- und S-Bahn umsteigen. Die geplanten Maßnahmen in Berne sind beispielhaft für den hohen Qualitätsstandard, den wir mit Bike+Ride zukünftig in ganz Hamburg umsetzen wollen”, meint Lars Pochnicht.
Bike+Ride ist ein attraktives und zukunftsfähiges Angebot, denn es vernetzt das Fahrrad mit den Schnellbahnen. Ideal, um längere Wege zu kombinieren: Einfach das Rad an der Haltestelle sicher abstellen und dann mit der U- oder S-Bahn weiterfahren – so einfach ist Bike+Ride. Nun gab es zwar schon immer Fahrradabstellplätze an den Haltestellen – aber das vorhandene Angebot konnte vielfach die Nachfrage nicht befriedigen. Überbelegte Fahrradabstellanlagen, wildes Abstellen, Unübersichtlichkeit und somit ein insgesamt unschönes Stadtbild an vielen Haltestellen und deren direktem Umfeld waren die Folge – das konnte so nicht bleiben.
Daher beschloss die Hamburgische Bürgerschaft 2013 auf Antrag der SPD-Fraktion, den Senat zu ersuchen, ein gesamtstädtisches Bike+Ride-Entwicklungskonzept zu erarbeiten. Dieses wurde schließlich im Januar 2015 vom Senat vorgelegt und wird nun sukzessive umgesetzt. Das Bike-Ride-Entwicklungskonzept zeigt konkret auf, wie Fahrradabstellanlagen an Schnellbahn-Haltestellen in Hamburg gestaltet sein müssen, um heutigen und zukünftigen Bedarfen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht zu werden. Hierzu gehören auch Bedarfsberechnungen, wie viele Abstellplätze jeweils an den Haltestellen vorhanden sein müssen. Zudem ist ein Realisierungs- und Betreiberkonzept entwickelt worden, mit dem Ziel, alle Angebote “aus einer Hand” vorzuhalten.
Kurz-Infos zum Bike+Ride-Entwicklungskonzept:
- bis 2025 werden rund 12.000 Fahrradabstellplätze an Hamburger Schnellbahn-Haltestellen neu gebaut und der Bestand damit auf 28.000 Plätze aufgestockt. Die Hälfte der Plätze wird überdacht und damit gegen die Witterung geschützt, 20% werden gesicherte Mietplätze sein (vorwiegend in Fahrradsammelschließanlagen).
- die 16.000 bereits bestehenden Abstellplätze werden bei Bedarf aufgewertet und teils neu geordnet.
- das Investitionsvolumen bis 2025 beträgt über 30 Mio. Euro.
- die P+R GmbH übernimmt für alle neuen Bike+Ride-Anlagen Planung, Bau und Betrieb. Bestehende Anlagen werden schrittweise in die Verantwortung der P+R GmbH übernommen.
Plätze in Fahrradboxen wie in Fahrradsammelschließanlagen können für 8 Euro pro Monat über die P+R Betriebsgesellschaft mbH gemietet werden. Wenn kein freier Platz vorhanden ist, werden Anfragende auf eine Warteliste gesetzt. Die P+R-Gesellschaft ist erreichbar unter der Rufnummer 040/32 88-25 53.
Sehr gut, dass endlich mehr und attraktivere Fahrradabstellmöglichkeiten in Berne, auch an anderen Bahnhöfen geschaffen werden sollen! Wer aber A sagt, sollte auch B sagen und endlich, wie oben vorgeschlagen, auch die Fahrradmitnahme vor 9:00 h bzw. 16.00 – 18:00 h zulassen. Erst dadurch würde Hamburg zunehmend Vorreiter einer radfreundlichen Stadt werden und unterstützte den Umstieg vom Auto aufs Rad im Interesse der Umwelt nachhhaltig, denn nicht nur viele Berufstätige wollen morgens radmobil sein und dies nach dem Aussteigen am Zielbahnhof dann auch innerhalb der Stadt. Was ist denn so schlimm daran, wenn die Bahn mal voll ist bzw. warum müsste der (z.B. ebenfalls berufstätige) Radler dann regelkonform aussteigen, warum soll er nicht weiterfahren dürfen, warum ist es unbillig, dass der neu zusteigen wollende Fahrgast wenige Minuten später die nächste, nicht so volle Bahn nähme? Ich hätte als (radloser) Fahrgast damit keine Probleme! Ich glaube, dass gegenseitige Rücksichtnahme sich unter Gleichberechtigten bald von selbst einstellen würde. Heute ist es leider auch so, dass man als Freizeit-/Urlaubspedalo niemals in der morgendlichen Sperrzeit eine Fahrradtour beginnen kann, sondern immer die Zeit nach 9:00 h abwarten muss – mit entsprechend verspäteten Weiterfahrtmöglichkeiten z.B. ab HH Hbf., so dass der Tourentag ärgerlicherweise fast schon halbiert ist. Also nix ist derzeit “sehr gut”, sondern erst auf dem Weg dorthin – immerhin! Und warum nicht mal einen Versuch starten?
Was die Abschaffung der Sperrzeiten für die Fahradmitnahme in Bussen und Bahnen angeht, tue ich mich sehr schwer mit Ihrer Argumentation. Grundsätzlich gilt, dass die Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen nur dann möglich ist, wenn der Platz es zulässt. Insbesondere wenn Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen Platz benötigen, haben diese Vorrang. Die Sperrzeiten sind letztlich nur die rechtliche Fiktion, dass während dieser Zeiten der Platz in aller Regel eben nicht ausreicht. Die Sperrzeiten abzuschaffen heißt also noch lange nicht, dass dann auch der Platz für die Fahrradmitnahme vorhanden ist. Und die Erfahrung schon außerhalb der Sperrzeiten zeigt leider, dass viele nicht bereit sind, gegebenenfalls mit ihrem Fahrrad auszusteigen und Platz zu machen für bevorrechtigte Fahrgäste. Hier setzen Sie an und sagen, dann müssen diese Fahrgäste eben den nächsten Zug abwarten. Gerade in der Hauptverkehrszeit ist es auf den zentrumsnahen Abschnitten aber mit dem Warten auf den nächsten Zug nicht getan. Was, wenn der nächste und übernächste Zug dann auch voll sind, möglicherweise gar wegen weiterer Fahrräder? Zu bedenken ist außerdem, dass ein Fahrrad gut 1-2 Stehplätze für zahlende Fahrgäste wegnimmt, während die Beförderung des Fahrrades (von den Regionalverkehrslinien abgesehen) kostenlos ist und ja auch bleiben soll. Aber selbst in den Verkehrsverbünden, in denen die Fahrradmitnahme kostenpflichtig ist, gilt der Vorrang für Rollstuhlfahrer, Kinderwagen usw. Ich halte diese Priorisierung auch für absolut richtig. Der Ausweg für die Personengruppe, die aus guten Gründen ihr Fahrrad im Berufsverkehr mitnehmen will, sind Falträder, die deutlich weniger Platz in Anspruch nehmen und für die deshalb die Sperrzeiten nicht gelten. Bei allem Willen, den Radverkehr in Hamburg zu fördern und auszubauen, sehe ich nicht, dass die Fahrradmitnahme im Berufsverkehr ermöglicht werden kann, ohne dadurch die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf des Betriebes in den Zeiten mit dem höchsten Fahrgastaufkommen zu gefährden und andere Fahrgäste zu belästigen oder gar, wie beschrieben, von der Fahrt auszuschließen. Dies birgt ganz erhebliches Konfliktpotenzial. Unser Hauptaugenmerk bei der zweifelsohne sinnvollen Verknüpfung von Radverkehr einerseits und öffentlichem Verkehr mit Bussen und Bahnen andererseits liegt deshalb auf dem Ausbau von Deutschlands beliebtestem Fahrradleihsystem StadtRAD und der Modernisierung und Erweiterung der Fahrradabstellmöglichkeiten an den Schnellbahnhaltestellen (Bike+Ride). Ich bitte hierfür um Verständnis. OTB
Ich freue mich, dass ich als Radfahrer von der Politik inzwischen als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen werde. Die ausschließliche Fokussierung auf Verkehr = KfZ ist hoffentlich für immer vorbei.
Jetzt müssen aber zeitnah weitere Schritte her. Zum Beispiel ist es überhaupt nicht nachzuvollziehen, dass es für die Mitnahme von Rädern im HVV immer noch die unseligen Sperrzeiten gibt. Räder erst ab 9.00 in die Bahn nehmen zu können bedeutet, fast alle Berufstätigen von dieser Möglichkeit auszuschließen!
Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Förderung des Bewußtseins, dass vielfach PKW-Fahrer mit ihrem rücksichtslosen oder unüberlegten Verhalten in großem Maße dazu beitragen, dass Radfahrer gefährdet werden. Dies demotiviert diejenigen, die eigentlich – wie es wünschnswert wäre – lieber das Rad benutzen wollen.
Für die Anreise mit dem Fahrrad zum nächsten Bahnhof bauen wir in den nächsten Jahren die Abstellanlagen deutlich aus, auch mit mehr Überdachung als bisher und mit mehr Einstellmöglichkeiten zur Miete (Fahrradboxen und dergleichen), siehe dieser Beitrag zu den Maßnahmen am U-Bahnhof Berne. Für die Weiterfahrt mit dem Fahrrad am Zielort bauen wir das beliebte StadtRAD-Leihsystem weiter aus, in 2015/2016 kommen 70 weitere Stationen dazu, so dass immer häufiger Fahrräder zur Verfügung stehen, wenn man das eigene wegen der Sperrzeiten nicht mitnehmen kann. Die StadtRAD-Nutzung ist während der ersten 30 Minuten kostenfrei. In der Zeit haben die allermeisten ihr Ziel erreicht.
Es ist erlaubt, sich mehr zu wünschen, was die Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen angeht, ich meine aber, dass wir in Hamburg im bundesweiten Vergleich schon eine sehr gute Regelung haben, die wir auch nicht gefährden wollen: Von den Regionalverkehrslinien abgesehen ist die Fahrradmitnahme im HVV ja kostenfrei, das ist in den meisten Verkehrsverbünden anders. In München kostet die Fahrrad-Tageskarte 2,60 Euro, für die Mitnahme in U- und S-Bahnen und freigegebenen Regionalzügen (in Bussen und Straßenbahnen werden Fahrräder nicht befördert). In Köln kostet die Fahrradmitnahme 2,80 Euro pro Fahrt. In Berlin kostet der Einzelfahrausweis Fahrrad 1,90 Euro (Kurzstrecke 1,20 Euro), die Tageskarte 4,80 Euro. Sperrzeiten gibt es dort zwar keine, aber die klare Ansage, dass Rollstuhlfahrer und Kinderwagen wie in Hamburg Vorrang haben, wenn wenig Platz vorhanden ist.
Das Beispiel Berlin zeigt, dass es auch ohne Sperrzeiten keine Garantie für die Fahrradmitnahme geben kann. Die Sperrzeiten aufzuheben heißt ja nicht, dass damit auch der Platz für die Fahrradmitnahme vorhanden wäre. Die Fahrradmitnahme ist daher auch im HVV immer nur dann möglich, wenn und solange der Platz es zulässt, übrigens gilt dies auch außerhalb der Sperrzeiten. Wer im Berufsverkehr in Ohlstedt mit dem Fahrrad in die U-Bahn einsteigt, wird locker einen Platz finden und niemanden behindern. Aber die Bahn füllt sich unterwegs mit immer mehr Fahrgästen. Der Radfahrer müsste aber aussteigen, sobald der Platz für Fahrgäste ohne Fahrrad benötigt wird. Kaum vorstellbar, dass das passiert. Die Sperrzeiten aufzuheben würde daher bedeuten, dass man möglicherweise über eine Entgeltpflicht für die Fahrradmitnahme nachdenken müsste, um die Nachfrage zu drosseln. Das wollen wir nicht. Und die Fahrradmitnahme könnte selbst dann ja nicht garantiert werden.
Schließlich spielen erhebliche Sicherheitsbedenken eine Rolle, wenn es im Notfall darum geht, einen U- oder S-Bahn-Zug und einen Bahnhof schnell zu räumen. Fahrräder können dann zu einem Risikofaktor werden.
Nach alledem halte ich die Regelungen zur vor allem überwiegend kostenfreien Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen des HVV für gut. Mehr ist wünschenswert, aber realistischerweise nicht drin. Und wer unbedingt ein Fahrrad während der Sperrzeiten mitnehmen muss, für den gibt es einen Ausweg: Zusammengeklappte Falträder gelten als Handgepäck und können auch während der Sperrzeiten mitgenommen werden. Mehr Infos gibt es hier: http://www.hvv.de/service/fahrradfahrer/faltrad/
Zum Thema Bewusstseinsförderung gebe ich Ihnen völlig recht: Rücksichtsloses oder unüberlegtes Verhalten gibt es aber nicht nur bei Pkw-Fahrern, sondern erschreckend häufig auch bei Radfahrern – übrigens aller Altersklassen. Ich erlebe täglich Radfahrer, die links fahren und so sich und andere gefährden. Die an Fußgängerüberwegen für sich die Vorfahrt beanspruchen, obwohl sie sie nicht haben. Die unerlaubt (weil älter als zehn Jahre) auf Gehwegen fahren, selbst in Tempo-30-Zonen! Es geht nicht nur um den Schutz von Radfahrern vor Autofahrern, sondern auch um den Schutz von Fußgängern vor Radfahrern. Ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht gilt uneingeschränkt für alle Teilnehmer am Straßenverkehr. Dieses Bewusstsein zu schärfen ist die größte Herausforderung und unerlässlich.