Hamburg, Schleswig-Holstein und die Bahn planen den Bau der S4 – der neuen S-Bahn-Linie von Altona über Rahlstedt und Ahrensburg nach Bad Oldesloe. Rahlstedt und die Hamburger Innenstadt sollen zukünftig im 10-Minuten-Takt miteinander verbunden werden. 2020 sollen die Bauarbeiten beginnen, 2024 soll der erste Abschnitt bis Rahlstedt in Betrieb gehen. Die Planungen laufen auf Hochtouren. In diesem Jahr werden weitere wichtige Entscheidungen getroffen, damit die S4 gebaut werden kann.
Wie ist der Stand der Planung?
Das Projekt S4 wurde in drei Planfeststellungsabschnitte (PFA) aufgeteilt: PFA 1 von Hasselbrook bis Luetkensallee, PFA 2 von Luetkensallee für zur Landesgrenze und PFA 3 Landesgrenze bis Ahrensburg-Gartenholz sowie Bargteheide. Alle drei Abschnitte befinden sich mittlerweile im Planfeststellungsverfahren, das heißt die Pläne wurden beim Eisenbahn-Bundesamt zur Genehmigung eingereicht. Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens müssen die Pläne öffentlich ausgelegt, anschließend können Einwendungen vorgebracht und Stellungnahmen abgegeben werden. Für den PFA 1 ist dies bereits abgeschlossen, die PFA 2 und 3 sind in diesem Jahr dran. Danach werden die eingegangenen Einwendungen und Stellungnahmen erörtert, für den PFA 1 wird dies in diesem Frühjahr erfolgen. Danach prüft das Eisenbahn-Bundesamt die Einwendungen und Stellungnahmen sowie die Erwiderungen dazu und trifft eine Entscheidung, den so genannten Planfeststellungsbeschluss. Für den PFA 1 wird dieser in 2019 erwartet. Danach können diejenigen, die Einwendungen eingelegt haben, gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen, was zu erwarten ist.
Parallel dazu werden aktuell schon die nächsten Planungsschritte mit Blick auf den Baubeginn im Jahre 2020 vorbereitet: Die beiden Länder, die die gesamten Planungskosten für das Projekt S4 (bislang 66,1 Mio. Euro für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung) mit Unterstützung der EU (bis zu 50%) vorfinanzieren, beabsichtigen, die DB in Kürze mit den nächsten Leistungsphasen der Planung zu beauftragen, so dass die Vergaben im PFA 1 vorbereitet und einige vorgezogene Maßnahmen in Angriff genommen werden können. Insgesamt hat dieser Auftrag ein Volumen von rund 25 Mio. Euro, davon entfallen 5,9 Mio. Euro auf den PFA 1. Außerdem wurde die Baumaßnahme im letzten Jahr bereits fristgerecht zur betrieblichen Einordnung in den Fahrplan 2020 angemeldet.
Weichenstellungen für die Finanzierung
Auf rund 950 Mio. Euro werden die Planungs- und Baukosten für das Projekt S4 aktuell geschätzt. Viel Geld, das Hamburg und Schleswig-Holstein nicht alleine stemmen können. Und selbst wenn sie es könnten, wäre es nicht richtig – denn schließlich handelt es sich bei der Deutschen Bahn um eine Eisenbahn des Bundes und die S4 sorgt nicht nur für ein besseres Nahverkehrsangebot, wofür die Länder zuständig sind, sondern bringt Verbesserungen auch für den Fern- und Güterverkehr, der in der Verantwortung des Bundes liegt. Nur zu Recht erwarten die Länder daher eine kräftige Beteiligung des Bundes an den Gesamtkosten des Projekts S4. Die Verhandlungen hierüber laufen und müssen in diesem Jahr zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut: Denn mit dem neuen Koalitionsvertrag von CDU, SPD und CSU wurden auch wichtige Vereinbarungen zur Finanzierung von Schienenverkehrsprojekten getroffen, die letztlich auch dem Projekt S4 zugute kommen:
- So wurde vereinbart, die Mittel für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) bis 2021 auf jährlich 1 Milliarde Euro zu erhöhen und danach jährlich dynamisiert für Aus- und Neubaumaßnahmen zur Verfügung zu stellen. Was sich etwas technisch anhört, ist für das Projekt S4 ganz entscheidend: Denn mit den Mitteln des GVFG fördert der Bund bis zu 60% der Kosten großer Nahverkehrsprojekte der Länder. Die Mittel sind damit eine wesentliche Finanzierungsquelle für den Nahverkehrsanteil des Projekts S4, doch bislang stehen in diesem Topf nur 333 Mio. Euro jährlich zur Verfügung (seit 1997 unverändert), die in den nächsten Jahren bereits verplant sind, beispielsweise für die zweite Stammstrecke der Münchener S-Bahn. Die deutliche Aufstockung dieser Mittel eröffnet also für den Bund die Möglichkeit, auch das Projekt S4 hieraus zu finanzieren.
- Als Finanzierungsquelle für den Fern- und Güterverkehrsanteil des Projekts S4 kommt hingegen das Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSchwAG) in Betracht, das auf dem Bundesverkehrswegeplan (BVWP) fußt. Bislang ist das Projekt S4 im BVWP teilweise als “3. Gleis von Wandsbek nach Ahrensburg” in der Kategorie “Potenzieller Bedarf” eingeordnet. Die Koalitionäre haben vereinbart, bis zum 3. Quartal 2018 die Schienenprojekte des potenziellen Bedarfs zu bewerten. Auch das ist gut für das Projekt S4. Parallel erarbeitet der Bund zurzeit eine sogenannte “Knotenstudie Hamburg” mit dem Ziel, Maßnahmen zu entwickeln, die den völlig überlasteten Eisenbahn-Knoten Hamburg entlasten. Auch aus dieser Studie heraus wird eine Mitfinanzierung des Bundes erwartet, denn nach einer früheren Studie von 2009 wird die S4 durch Verlagerung von Verkehren von den Fern- und Regional- auf die S-Bahn-Gleise erheblich zur Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs beitragen.
Eine ganz konkrete Abgrenzung zwischen dem Nahverkehrsanteil einerseits und dem Güter- und Fernverkehrsanteil andererseits und den damit verbundenen jeweiligen Finanzierungsquellen ist allerdings nicht möglich. Daher soll eine Gesamt-Finanzierungs-Strategie mit dem Bund vereinbart werden. Hierzu finden seit 2014 Gespräche auf Staatssekretärsebene statt. Wiederholte parteiübergreifende, einstimmige Beschlüsse der beiden Länderparlamente unterstützen dieses Ziel. Die deutliche Aufstockung der Mittel aufgrund des Koalitionsvertrags wird der Finanzierung des Projekts S4 in diesem Jahr zum Durchbruch verhelfen.
Fazit
Das Projekt S4 befindet sich auf einem guten Weg, Die Länder sind fest entschlossen, die S4 zu bauen. Dabei haben sie den Baubeginn im Jahre 2020 fest im Blick. Die Aufteilung der Kosten für das Projekt S4 zwischen dem Bund und den beiden Ländern wird in diesem Jahr entschieden. Mit dem Koalitionsvertrag wurden dafür gute Voraussetzungen geschaffen. Ungeachtet dessen treiben die Länder zunächst auf eigene Kosten die aufwändige Planung weiter voran, um keine Zeit zu verlieren.
Über das Projekt S4
Die Strecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um die Hansestadt. Zwischen 2000 und 2010 hat die Anzahl der Reisenden auf diesem Abschnitt um 50 Prozent zugenommen. Um viele Bereiche im Osten der Stadt und das nordöstliche Umland besser anzubinden, soll die S4 gebaut werden – für zuverlässigere Verbindungen, weniger Umstiege und mehr Komfort. Auch der Hamburger Hauptbahnhof als bisheriges „Nadelöhr“ wird entlastet und der S-Bahnverkehr in die Innenstadt noch weiter verstärkt.
Das Projekt S4 beinhaltet den Bau einer zweigleisigen S-Bahn-Strecke von Hasselbrook bis Ahrensburg und den Bau einer eingleisigen S-Bahn-Strecke von Ahrensburg bis Ahrensburg-Gartenholz. Zwischen Hamburg-Altona und Hasselbrook soll sie die bereits vorhandenen S-Bahn-Gleise (S1/S11) mitnutzen, zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe die bereits vorhandenen Fernbahngleise. Die S4 soll dann zwischen Hamburg-Altona und Ahrensburg in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt fahren, bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt und bis Bad Oldesloe im Stundentakt. Für die S4 sollen zudem zusätzliche Haltestellen errichtet werden, in Hamburg sind das Wandsbek Rathaus, Bovestraße, Holstenhofweg und Pulverhof. Die RB81 würde durch die S4 ersetzt werden. So ergibt sich eine bessere Ausnutzung der beschränkten Kapazitäten des Hamburger Hauptbahnhofs, dessen Fern- und Regionalbahnteil überlastet ist, während die S-Bahn-Gleise noch zwei weitere Linien, eine davon die S4, aufnehmen können. 2020 soll mit dem Bau begonnen werden, 2024 eine Teilinbetriebnahme bis Rahlstedt erfolgen. 2027 soll das Gesamtprojekt bis Bad Oldesloe fertiggestellt sein.
Die Deutsche Bahn stellt auf ihrer Website www.s-bahn-4.de weitere umfangreiche Informationen zum Projekt S4 zur Verfügung. Außerdem kann dort ein Newsletter abonniert werden, so dass man keine Neuigkeiten mehr verpasst: https://www.s-bahn-4.de/de/news-service/newsletter.html. Tipp: In einem Film wird das Projekt S4 und sein Nutzen für Hamburg und Schleswig-Holstein in 100 Sekunden anschaulich erklärt. Anklicken und anschauen:
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