Entlastungstunnel für Deutschland-Takt: Rot-Grün nennt Dollpunkte für Machbarkeitsstudie
Die Verbindungsbahn zwischen Hamburg Hauptbahnhof und den Bahnhöfen Dammtor und Altona gilt als Engpass beim Aufbau eines deutschlandweit aufeinander abgestimmten und ausgeweiteten Fernverkehrsfahrplans, dem sogenannten Deutschland-Takt. Jeweils zwei ihrer vier Gleise werden gegenwärtig von der Hamburger S-Bahn sowie den Fern- und Regionalverkehrszügen genutzt. Das Bundesverkehrsministerium hat daher unlängst den Bau eines Verbindungsbahn-Entlastungstunnels mit zwei weiteren Gleisen angeregt.
Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen begrüßen das Engagement des Bundes für einen solchen Entlastungstunnel und ersuchen den Senat, sich in Berlin für eine Machbarkeitsstudie einzusetzen. Gleichzeitig fordern die beiden Fraktionen, dass die angedachten Maßnahmen nicht zu Lasten des Betriebskonzeptes der Hamburger S-Bahn umgesetzt werden dürfen. Dazu soll die Machbarkeitsstudie insbesondere auch die Einbettung des Entlastungstunnels in die bestehende Infrastruktur und die Einbindung neuer Haltestellen in den Blick nehmen. Zu klären bleibt außerdem, ob künftig die Hamburger S-Bahn, wie vom Bund vorgeschlagen, oder Züge des Fern- und Regionalverkehrs den skizzierten Tunnel durchfahren sollen.
Dazu Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Mit dem Deutschland-Takt wird die Deutsche Bahn als umwelt- und klimafreundliches Verkehrsmittel zuverlässiger und attraktiver werden. Der Berliner Vorschlag, die Verbindungsbahn durch einen Tunnel zu entlasten, kann zu einer Win-Win-Situation für Hamburg führen. Voraussetzung dafür ist, dass in der Machbarkeitsstudie des Bundes alle kritischen Punkte dieser komplizierten Maßnahme umfassend geprüft werden: Welche Züge fahren durch den Tunnel, welche weiterhin auf der Verbindungsbahn? Was passiert mit den S-Bahn-Haltestellen Sternschanze und Holstenstraße? Wie sieht die Streckenführung des Entlastungstunnels aus und wie die Einbindung an dessen Enden, am Hauptbahnhof und am neuen Bahnhof Altona am Diebsteich? Für uns in Hamburg ist zentral, dass die Leistungsfähigkeit der S-Bahn nicht unter dem sinnvollen und notwendigen Ausbau des Fern- und Regionalverkehrs leidet. Auch die S32-Planung darf durch den Entlastungstunnel nicht ins Hintertreffen geraten. Insofern erwarten wir vom Bund eine enge Einbeziehung Hamburgs in die weiteren Planungen. Als Regierungsfraktionen werden wir das Projekt nach Kräften unterstützen. Wenn wir es gemeinsam richtig angehen, kann der Tunnel entscheidende Kapazitäten schaffen, die auch den Hamburger Hauptbahnhof – und damit ein jahrzehntelanges Nadelöhr des Schienenverkehrs – entlasten und Hamburgs Erreichbarkeit auf der Schiene insgesamt verbessern.“
Dazu Gerrit Fuß, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Wir stehen für eine starke Schiene als Teil eines klimaneutralen Verkehrssystems und der überregionalen Mobilitätswende. Daher begrüßen wir ausdrücklich die laufenden und anstehenden Investitionen des Bundes in den Schienenknoten Hamburg. Mit dem von uns lange geforderten Deutschland-Takt fahren von Hamburg halbstündlich Bahnen in alle Himmelsrichtungen, das Umsteigen wird bequemer und der für den Hamburger Hafen so wichtige Schienengüterverkehr wird gestärkt. Der Verbindungsbahn-Entlastungstunnel zwischen Hauptbahnhof und Altona ist ein Herzstück des Deutschland-Takts in Norddeutschland. Nichtsdestotrotz sind aus Hamburger Sicht noch viele Fragen ungeklärt. Die anstehende Machbarkeitsstudie soll deshalb verschiedenste Streckenvarianten und Haltestellenlagen untersuchen. Auch soll geklärt werden, ob sich ein Fernverkehrs- oder ein S-Bahn-Tunnel besser eignet. All diese Ergebnisse, die im kommenden Jahr erwartet werden, geben uns in Hamburg dann eine Diskussions- und Entscheidungsgrundlage. Klar ist: Dieses Fernverkehrsprojekt des Bundes darf keine Verschlechterung für den S-Bahn-Verkehr in Hamburg bedeuten.“
Antrag „Deutschlandtakt: Verbindungsbahnentlastungstunnel“ von SPD und Grünen vom 10. März 2021 (Drucksache 22/3543): https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/74837/deutschlandtakt_verbindungsbahnentlastungstunnel.pdf
Moin,
ich hätte eine Frage bezüglich der letzten Fahrpreiserhöhung (2020->2021): Wurde nicht für Ergänzungskarten eine Preissteigerung von lediglich 1,4 Prozent angegeben? Ich wundere mich, da beispielsweise der Preis für die Ergänzungskarte für 5 Ringe von 6,90 Euro sprunghaft auf 7,20 Euro angestiegen ist, was einer prozentualen Preissteigerung von fast 5 Prozent (!!) entspricht.
Sind die von der Landesregierung gemachten Angaben über Fahrpreiserhöhungen also falsch?
Mit freundlichen Grüßen
Angegeben wurde, dass sich der HVV-Gemeinschaftstarif um durchschnittlich 1,4 Prozent erhöht. So wurde es auch vollzogen. Dabei gibt es Ausreißer nach oben wie nach unten, für die es unterschiedliche Erklärungen gibt. So wurden zum Beispiel die Preise für die Nahbereichs- und die Kurzstreckenkarte überdurchschnittlich angehoben (um 4,3 Prozent bzw. 5,9 Prozent), weil die geringste Steigerungsrate 10 Cent beträgt. Diese Karten setzen dann bei den Tarifanhebungen in anderen Jahren aus, so dass sich in einem Mehrjahresdurchschnitt die Erhöhungen wieder nivellieren. Umgekehrt sind zum Beispiel die Preise für die Einzelkarte Hamburg AB für Erwachsende und die Preise für alle Einzelkarten, Tageskarten und Ergänzungskarten für Kinder stabil geblieben. Die Ergänzungskarten für Erwachsene wurden im Durchschnitt um 4,3 Prozent angehoben, was sich nicht in allen Fällen mit der 10-Cent-Regel erklären lässt. Bei der durchschnittlichen Preisanhebungsrate für Einzel- und Tageskarten (einschließlich Ergänzungskarten) wurde außerdem berücksichtigt, dass der Rabatt für den Kauf einer Fahrkarte mit HVV-Card, HVV-App und im Online-Shop von bislang 3 Prozent auf nun 7 Prozent angehoben wurde. Ohne diesen zusätzlichen Rabatt würde die durchschnittliche Preisanhebungsrate für diese Fahrkarten 2,1 Prozent betragen. Wer die Ergänzungskarte 5 Ringe nicht beim Fahrer oder am Automaten, sondern digital kauft, zahlt nicht 7,20 Euro, sondern nur 6,70 Euro und damit fast genauso viel, wie im Vorjahr, als der Digital-Preis für die Ergänzungskarte 5 Ringe mit 3 Prozent Rabatt 6,69 Euro betrug. Alles etwas kompliziert. Eine ausführliche Erläuterung der Änderung des HVV-Gemeinschaftstarifs gibt es hier: https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/72729/aenderung_des_gemeinschaftstarifs_des_hamburger_verkehrsverbundes_hvv_zum_1_januar_2021.pdf
Vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort 🙂
Bedeutet das dann aber, dass diejenigen, die keine Möglichkeit besitzen, sich ein Handy-Ticket zu erwerben (z.B. Ältere, Menschen auf dem Land ohne Internet) den zusätzlichen Rabatt für diejenigen, die die Möglichkeit haben Onlinetickets zu erwerben, mitfinanzieren müssen? Wenn die Fahrkartenpreise am Automaten teils 4-5 Prozent ansteigen und die jährliche Inflation lediglich bei 1-1,5 Prozent liegt, dann ist das schon eine Mogelpackung und sozial ungerecht, oder?
Müsste man eigentlich auch kommunizieren, dass der Rabatt für die Handy-Tickets auch einen Haken hat 😉
Das kann man so sehen, aber auch anders. Die Gründe für dieses Vorgehen wurden offen kommuniziert. Ziel ist es, den digitalen Fahrkartenvertrieb weiter auszubauen. Dafür wurde mit den 7%-Rabatt ein sehr attraktiver Anreiz gesetzt.
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
im Artikel wurde erwähnt, dass das Projekt nicht die Planungen für die S32 verzögern darf. Meine Frage wäre, ob für die S32 immoment überhaupt Planungen laufen und wenn ja wie diese aussehen
Der Planungsprozess für die S32-West nach Lurup und Osdorf befindet sich noch in einem frühen Stadium. Zunächst wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt. Im Haushaltsplan-Entwurf 2021/2022 sind weitere Planungskosten für die S32 veranschlagt. Mit Beschluss des Haushaltsplans (geplant Ende Juni) kann in die nächsten Leistungsphasen eingetreten werden. In diesem Zusammenhang wird dann auch noch einmal die Variante geprüft, die S32 in den neuen Bahnhof Hamburg-Altona am Diebsteich einzubinden, wie in der „Verständigung zum Faktencheck Fernbahnhof Diebsteich“ vereinbart.