Vor rund einem Jahr haben mit dem ersten Spatenstich am Gleisdreieck Hasselbrook offiziell die Bauarbeiten für die neue S-Bahn-Linie S4 von Altona nach Bad Oldesloe begonnen. Nun erhielten Mitglieder und Freunde der S4-Initiative, die sich seit 22 Jahren für den Bau der S4 einsetzt, von der S4-Projektleiterin Amina Karam und ihrem Team eine exklusive Führung über die aktuelle Großbaustelle. Ein Bericht.
Baurecht besteht bislang für den Abschnitt Hasselbrook – Luetkensallee. In diesem Bereich finden aktuell auch die Bauarbeiten statt. Zum einen wurde das Baufeld von Vegetation befreit, auch auf zuvor privaten Grundstücken. Zum anderen wurde bereits die erste neue Brücke fertiggestellt (über die Hammer Straße), an einer zweiten (über die Güterumgehungsbahn) wird aktuell gearbeitet. Auch das Gebäude für ein neues elektronisches Stellwerk wurde bereits errichtet. Ansonsten finden im Umfeld der Bahnstrecke aktuell umfangreiche Leitungsumverlegungen statt, so auch im Bereich der ehemaligen Bahnübergänge Claudiusstraße und Schloßgarten, um hier anschließend Personenunterführungen bauen zu können. Für den Bau von Lärmschutzwänden werden bereits die Fundamente vorbereitet, an der S-Bahn-Strecke nach Ohlsdorf wurden in Vorbereitung auf das neue elektronische Stellwerk bereits neue Signale aufgestellt. In den nächsten Jahren stehen im ersten Abschnitt der Bau des so genannten Überwerfungsbauwerks zur Einfädelung der S4 in die bestehende S-Bahn-Strecke am Bahnhof Hasselbrook, der Bau der neuen Stationen Claudiusstraße (Wandsbek Rathaus) und Bovestraße sowie nicht zuletzt die eigentlichen Gleisbauarbeiten an.
Übrigens: Auf der Baustelle im Gleisdreieck Hasselbrook wurde kürzlich eine Baustellenkamera installiert, über die sich die interessierte Öffentlichkeit im Internet live über den Baufortschritt informieren kann. Hier geht es zur Baustellenkamera: https://www.s-bahn-4.de/baustellenkamera
„Wir freuen uns riesig darüber, dass mit dem Bau der S4 endlich begonnen wurde und es auf der Baustelle so gut vorangeht. Die Bahn hat für die Planung und den Bau der S4 ein hervorragendes Projektteam zusammengestellt. Sobald für die beiden anderen Abschnitte das Baurecht vorliegt, kann auch dort nach und nach mit den Bauarbeiten begonnen werden. Ende 2027 soll der erste Zug der S4 fahren, zumindest auf eigenen Gleisen schon mal bis Rahlstedt“, sagt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter, der vor 22 Jahren zusammen mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern die S4-Initiative gegründet hat, um die Schienenanbindung von Marienthal, Tonndorf und Rahlstedt einerseits und Ahrensburg und Bargteheide andererseits deutlich zu verbessern. Jörg Sievers, Stormarner Sprecher der S4-Initiative meint: „Für die S4 wird eine sehr aufwändige Infrastruktur realisiert. Ich habe großen Respekt vor allen, die so etwas stemmen können.“
Bilder von der Baustelle
In der S4-Initiative haben sich vor 22 Jahren engagierte Bürgerinnen und Bürger und Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker zusammengefunden, um den Bau der S4 zu befördern, Werbung für die neue S-Bahn-Linie zu machen und politische Mehrheiten für die Umsetzung des Projekts S4 zu organisieren. Mit guten Argumenten und viel Durchhaltevermögen waren sie am Ende erfolgreich.
Hintergrund
Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um die Hansestadt. Um viele Bereiche im Osten der Stadt und das nordöstliche Umland besser anzubinden, wird die S4 gebaut – für zuverlässigere Verbindungen, weniger Umstiege und mehr Komfort. Prognostiziert wird nahezu eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen im Vergleich zur heutigen Regionalbahn-Linie RB81. Auch der Hamburger Hauptbahnhof als bisheriges Nadelöhr wird entlastet und der S-Bahnverkehr in die Innenstadt noch weiter verstärkt – ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende.
Das Projekt S4 beinhaltet den Bau einer zweigleisigen S-Bahn-Strecke von Hasselbrook bis Ahrensburg und den Bau einer eingleisigen S-Bahn-Strecke von Ahrensburg bis Ahrensburg-Gartenholz. Zwischen Hamburg-Altona und Hasselbrook wird sie die bereits vorhandenen S-Bahn-Gleise (S1/S11) mitnutzen, zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe die Fernbahngleise. Die S4 wird dann zwischen Hamburg-Altona und Ahrensburg in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt fahren, bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt und bis Bad Oldesloe im Stundentakt. Für die S4 werden zudem zusätzliche Haltestellen errichtet. In Hamburg sind das: Wandsbek Rathaus, Bovestraße, Holstenhofweg und Pulverhof. Die RB81 wird durch die S4 ersetzt. So ergibt sich eine bessere Ausnutzung der beschränkten Kapazitäten des Hamburger Hauptbahnhofs, dessen Fern- und Regionalbahnteil überlastet ist, während die S-Bahn-Gleise noch zwei weitere Linien, eine davon die S4, aufnehmen können. Das Projekt S4 wurde 2018 in den „Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans hochgestuft. Ende 2019 erfolgte die Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund, Bahn, Hamburg und Schleswig-Holstein. Der Bund übernimmt mit rund 84 Prozent einen Großteil der auf rund 1,85 Milliarden Euro geschätzten Gesamtkosten.
Moin, Herr Buschhüter,
haben Sie sich als Gründungsmitglied der S4-Initiative auch dafür eingesetzt, dass man nur die Bahngleise der RB81 für die S-Bahn nutzt und den gewerblichen Güter-/Passagiertverkehr alternativ an die A1 legt?
Das wäre schneller & günstiger für Hamburg geworden, ohne Enteignungen & Grünflächenvernichtung im Naturschutzgebiet.
Siehe auch Artikel von Prof. Dr. Glaubrecht vom 22.3.2022 im Stormaner Tageblatt.
Nein, denn das war nie das Anliegen der S4-Initiative, sondern das ist das Anliegen einer anderen Bürgerinitiative, die damit vor dem Bundesverwaltungsgericht gescheitert ist. Die Argumente, die Sie nennen, sind alle widerlegt. Eine Neubaustrecke entlang der A1 wäre fast doppelt so lang wie die Neubaustrecke für die S4 neben den bestehenden Gleisen (38 km statt 20 km) , die Inanspruchnahme von Grünflächen damit ebenfalls doppelt so hoch. Auch entlang der A1 wäre der Erwerb von privaten Grundstücken und damit als Ultima Ratio Enteignungen erforderlich. Dass das alles schneller und vor allem kostengünstiger gehen soll, ist angesichts des viel größeren Umfangs eines solchen völlig anderen Projekts nicht plausibel.
neue S4-Brücke über die Hammer Straße, dahinter die alte Brücke aus dem Jahre 1900 mit einem Zug der Linie RB81
Hallo Ole-Thorben:
Da kann etwas nicht stimmen, die Brücke über die Hammer Strasse wurde doch Anfang 2021 fertiggestellt und der frühere Bahnübergang aufgehoben.
Vielen Dank für den völlig richtigen Hinweis. Ich habe das korrigiert. Die Brücke von etwa 1900 führt wenige Meter weiter über die Güterumgehungsbahn.
Moin,
und vielen Dank für den informativen Bericht.
Aber: Hoffentlich kommt es nicht zur Bahnhofsbezeichnung „Wandsbek Rathaus“ – das Wandsbeker Rathaus war in der Wandsbeker Königsstraße belegen, wurde mit dem Großhamburg-Gesetz 1937/38 „belanglos“ und wurde 1943 zerstört.
Das jetzige Bezirksamt wurde als Sitz für die Kreisverwaltung Stormarn gebaut und seit Ende der1940er Jahre als Bezirksamt genutzt. Wie die irrige Bezeichnung „Rathaus Wandsbek“ an die Fassade gekommen ist, lässt sich wohl nicht mehr nachvollziehen, hört sich aber „wichtig“ an.
Da muss ich Sie leider enttäuschen. Die Bezirksversammlung Wandsbek hat bereits 2017 einstimmig beschlossen, dass die zuständige Behörde für die geplante S4-Haltestelle Claudiusstraße zukünftig den Namen „Wandsbek Rathaus“ verwenden soll. Ich gehe davon aus, dass das so kommt, und halte das auch für richtig. Stationsnamen sollen der Orientierung dienen, und „Wandsbek Rathaus“ ist hier insofern der richtige Name, weil die betreffende Haltestelle direkt hinter dem Hauptgebäude des Bezirksamts Wandsbek liegt, landläufig Rathaus Wandsbek genannt, wie es auch am Gebäude selbst dransteht. Dass das Gebäude zu Zeiten der Stadt Wandsbek und auch danach noch einige Jahre Sitz der Kreisverwaltung des Kreises Stormarn war und nicht Sitz der Stadtverwaltung, spielt hierbei keine Rolle. Entscheidend ist die aktuelle Nutzung, nicht die frühere. Eine Bezeichnung, die an früheren Nutzungen anknüpft (Wandsbek Kreishaus) und nicht der aktuellen, würde Verwirrung stiften und nicht der Orientierung der Fahrgäste dienen.
Guten Abend an alle Anwohner entlang der S4,
als Alt-Rahlstedter würde ich gern hier auf dieser Plattform für alle einmal die genau ANZAHL der „geplanten“ ENTEIGNUNGEN von privaten und gewerblichen Grundstücken entlang der S4 genannt bekommen… denn 4-gleisig mitten durch das Rahlstedter Zentrum/ Bahnhof, Ahrensburg, Tunneltal etc. wird ja sicherlich nicht „geräuschlos“ vonstatten gehen…
Danke für die Zahlen – u.a. für die DIREKT Betroffenen… und die Öffentlichkeit. Denn nicht nur die Regionalblätter (FUNKE Medien) berichten hierüber aus welchen Gründen auch immer NICHT darüber…
Die notwendige Inanspruchnahme von fremden Grundstücken im Planfeststellungsabschnitt 1 kann verbindlich dem Planfeststellungsbeschluss und den ihm zugrundeliegenden Planfeststellungsunterlagen entnommen werden (Unterlagen 5 und 6/Grunderwerbspläne und Grunderwerbsverzeichnis der Planfeststellungsunterlagen). Darin sind auch viele Grundstücke enthalten, die der Freien und Hansestadt Hamburg gehören. Nur ein Teil der Grundstücke wird tatsächlich dauerhaft für den Bau der technischen Anlagen der Bahn (Gleise usw.) benötigt. Im Grunderwerbsverzeichnis sind auch eine Vielzahl von Flächen enthalten, die nur vorübergehend in Anspruch genommen werden müssen (z.B. als Baustelleneinrichtungsfläche) oder für die dingliche Rechte benötigt werden (z.B. für Aufwuchsbeschränkungen zum Schutz der Bahnanlage). Die Planfeststellungsunterlagen zum PFA 1 gibt es hier: https://www.s-bahn-4.de/mediathek
Für die beiden anderen Planfeststellungsabschnitte liegen noch keine Planfeststellungsbeschlüsse vor, eine rechtsverbindliche Auskunft ist daher nicht möglich. Jeder Anlieger an der Bahnstrecke dürfte aber bereits jetzt eine Ahnung davon haben, inwieweit er betroffen sein könnte. Die Planfeststellungsverfahren sind sehr transparent.