Nach jahrelangen Planungen hat das Eisenbahn-Bundesamt heute den ersten Planfeststellungsbeschluss für die neue S-Bahn-Linie S4 von Altona nach Bad Oldesloe bekannt gegeben. Dabei geht es um den Bauabschnitt zwischen Hasselbrook und Luetkensallee. Die Deutsche Bahn steht in den Startlöchern, im Oktober mit den bauvorbereitenden Arbeiten (Baufeldfreimachung) beginnen zu können. Das Eisenbahn-Bundesamt hat die sofortige Vollziehung seines Beschlusses angeordnet.
Der Planfeststellungsbeschluss kann hier heruntergeladen werden: https://www.eba.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/PF/Beschluesse/Hamburg/51_Hamburg-BadOldesloe_S4_PFA_1.pdf?__blob=publicationFile&v=6
Dazu Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Heute ist ein großer Tag für Hamburg und Schleswig-Holstein. Mit der S4 werden die beiden Nachbarländer noch enger zusammenrücken. Das bedeutet im Klartext: Eine Viertelmillion Menschen erhalten mit der 17 Kilometer langen Nord-Ost-Verbindung einen neuen Schnellbahnanschluss und profitieren damit unmittelbar von mehr Mobilität. Der heutige Tag macht auch deutlich, dass die Mobilitätswende ins Laufen kommt und sehr real ist. Wir reden nicht nur von der Zukunft, sondern wir gestalten sie. Das Ringen um die Finanzierung und die komplexen Planungen haben uns die letzten 20 Jahre beschäftigt. Jetzt geht es endlich los.
Die S4 ist für den Norden und den Bahnknoten Hamburg ein außerordentlich wichtiges Infrastrukturprojekt: Die S4-Ost wird den Hamburger Hauptbahnhof entlasten. Und der dichte S-Bahn-Takt bedeutet eine enorme Erleichterung für die vielen tausend Pendlerinnen und Pendler an der Strecke. Bisher weniger gut angebundene Stadtteile wie Rahlstedt und Tonndorf bekommen ihren lang ersehnten Schnellbahnanschluss. Damit gewinnt der ÖPNV weiter an Attraktivität und motiviert zum Umstieg vom Auto auf die Bahn. Kein Wunder: Prognostiziert wird nahezu eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen im Vergleich zur heutigen Regionalbahn RB81.”
Foto (Copyright): Christian Hinkelmann, http://www.bahn-bus-bilder.de
Hintergrund
Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um die Hansestadt. Um viele Bereiche im Osten der Stadt und das nordöstliche Umland besser anzubinden, soll die S4 gebaut werden – für zuverlässigere Verbindungen, weniger Umstiege und mehr Komfort. Und nicht zuletzt als wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende in unserer Stadt, bei der Bahnen und Busse im Sinne des Klimaschutzes eine größere Rolle spielen werden. Prognostiziert wird nahezu eine Verdreifachen der Fahrgastzahlen im Vergleich zur heutigen Regionalbahn-Linie RB81. Auch der Hamburger Hauptbahnhof als bisheriges „Nadelöhr“ wird entlastet und der S-Bahnverkehr in die Innenstadt noch weiter verstärkt.
Das Projekt S4 beinhaltet den Bau einer zweigleisigen S-Bahn-Strecke von Hasselbrook bis Ahrensburg und den Bau einer eingleisigen S-Bahn-Strecke von Ahrensburg bis Ahrensburg-Gartenholz. Zwischen Hamburg-Altona und Hasselbrook soll sie die bereits vorhandenen S-Bahn-Gleise (S1/S11) mitnutzen, zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe die Fernbahngleise. Die S4 wird dann zwischen Hamburg-Altona und Ahrensburg in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt fahren, bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt und bis Bad Oldesloe im Stundentakt. Für die S4 sollen zudem zusätzliche Haltestellen errichtet werden, in Hamburg sind das Wandsbek Rathaus, Bovestraße, Holstenhofweg und Pulverhof. Die RB81 wird durch die S4 ersetzt. So ergibt sich eine bessere Ausnutzung der beschränkten Kapazitäten des Hamburger Hauptbahnhofs, dessen Fern- und Regionalbahnteil überlastet ist, während die S-Bahn-Gleise noch zwei weitere Linien, eine davon die S4, aufnehmen können.
Das Projekt S4 wurde 2018 in den “Vordringlichen Bedarf” des Bundesverkehrswegeplans hochgestuft. Ende 2019 erfolgte dann die Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund, Bahn, Hamburg und Schleswig-Holstein. Der Bund übernimmt mit rund 84 Prozent einen Großteil der auf 1,847 Milliarden Euro geschätzten Gesamtkosten.
Das Projekt S4 erklärt in 100 Sekunden
Die Deutsche Bahn stellt auf ihrer Website www.s-bahn-4.de weitere umfangreiche Informationen zum Projekt S4 zur Verfügung. Außerdem kann dort ein Newsletter abonniert werden, so dass man keine Neuigkeiten mehr verpasst: https://www.s-bahn-4.de/de/news-service/newsletter.html. Tipp: In einem Film wird das Projekt S4 und sein Nutzen für Hamburg und Schleswig-Holstein in 100 Sekunden anschaulich erklärt. Anklicken und anschauen:
Sehr geehrter Herr Buschhueter,
ich habe schon mal von einem neuen Buslinienkonzept gehört, wenn die S4 in Betrieb geht, nur leider kann ich dies nirgendwo finden. Wissen sie näheres dazu und könnten sie mir vielleicht sagen wo ich dies finden könnte?
Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Bründel,
vielen Dank für Ihre berechtigte Frage. Zur anstehenden Neuordnung der Buslinien im Umfeld der zukünftigen S4 wurde noch nichts öffentlich vorgestellt. Ich denke, dass wir dazu, jetzt wo die S4 tatsächlich im Bau ist, bald etwas erfahren könnten. Dann werde ich auf meiner Homepage darüber berichten.
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
vielen Dank für die Info!
Die S4 ist sicher eine Bereicherung für unsere Region ….
aber warum wird immer nur von der S4 gesprochen ohne zu erwähnen, dass die direkten Anwohner mit enormen Lärmbelästigungen konfrontiert werden???
Grund: Es erfordert 2 zusätzliche Gleise, da der Güterverkehr immer noch die Stadt geführt werden soll! Eine Zumutung und nicht zeitgemäss!!!
Sehr geehrte Frau Bernharend,
die direkten Anwohner werden nicht mit enormen Lärmbelästigungen konfrontiert werden. Der Lärmschutz hat im gesamten Planungsprozess für den Bau der S4 eine herausragende Rolle gespielt. Im Falle eines Ausbaus der Strecke, in diesem Fall durch den Bau der beiden S-Bahn-Gleise, entsteht ein gesetzlicher Anspruch auf Lärmvorsorge. Nicht, weil die S-Bahn lauter wäre als die Regionalbahnen, sondern weil anlässlich des Baus der S-Bahn-Gleise die zukünftig dann viergleisige Strecke insgesamt hinsichtlich Lärmschutz betrachtet wird. Das ist für die Anwohner von großem Vorteil: Denn würde der Güterverkehr zunehmen, ohne dass die Strecke für die S4 ausgebaut würde, gäbe es diesen gesetzlichen Lärmvorsorgeanspruch nicht. Im Zuge der S4-Maßnahmen wird es zu einer spürbaren Lärmminderung insbesondere für die Anwohnerinnen und Anwohner in Rahlstedt kommen.
Ausführliche Informationen zum Thema Lärmschutz finden Sie hier: https://www.s-bahn-4.de/de/laermschutz/laermschutz.html
Einen Vorher-Nachher-Vergleich der Schallsituation entlang der Strecke finden Sie hier: https://www.s-bahn-4.de/de/laermschutz/veraenderung-schallsituation.html
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter
Hallo Herr Buschhüter, schön, dass die S-Bahn S4 nun endlich ausgebaut wird!
Aber warum erhält Meiendorf dabei wieder keinen eigenen Bahnhof?
Die Planungen dazu bestehen ja bereits seit 1919 (!), dazu existiert nachweislich eine Zeichnung, wo ein Bahnhof in der Verlängerungsachse der Ringstraße geplant war.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Hamburgs Wohnraum sich bis an die Landesgrenzen weiter ausdehnt. Dann fehlt dort der Bahnhof und muss – wie bei der U-Bahn Oldenfelde – nachträglich gebaut werden. Das wird dann wieder mal erheblich teurer. Viele Grüße, Reinhard Jürs
Die alten Planungen für eine Station Meiendorf aus dem Jahre 1919 kenne ich. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass damals nicht nur die Haltestelle projektiert war, sondern auch, das Gebiet drumherum großflächig zu besiedeln. So ist es nicht gekommen, statt einer weiträumigen Villenkolonie gibt es dort heute das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal. Eine Station Meiendorf läge daher, ob an der vor 100 Jahren vorgesehenen Stelle oder auch im Bereich Dassauweg ziemlich abseits jeder Siedlungen, eigentlich immer mitten im Naturschutzgebiet. Dass die Siedlungsentwicklung irgendwann bis an die Bahnstrecke heranreicht, ist damit ausgeschlossen. Auch eine Busanbindung zu einer dortigen Haltestelle wäre alles andere als einfach zu realisieren. Für die meisten Meiendorferinnen und Meiendorfer läge eine S4-Haltestelle Meiendorf außerdem zu weit am Rande des Stadtteils: Auf dem Weg in die Hamburger Innenstadt müssten viele erst ein ganzes Stück in die entgegengesetzte Richtung fahren, um eine Haltestelle Meiendorf zu erreichen. Dies führt zu unattraktiven Reisezeiten. Unter den gegebenen Umständen ist eine Station Meiendorf daher heute nur schwer sinnvoll vorstellbar.
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
nun ist der Bau der S4 genehmigt. Auf Grund dessen möchte ich auf ein aktuelles, völlig unplausibles Geschehen aufmerksam machen. Es handelt sich konkret um das Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal. Wie kann es sein, dass durch dieses wertvolle Naturschutzgebiet zwei weitere Gleise gebaut werden? Neben der Zerstörung der wertvollen Naturschutzfläche, die für den Bau benötigt wird, kommt es ebenfalls durch die erhöhte Taktung des Verkehrs zu einer stärkeren Lärmemission.
Ich habe vor kurzem eine Bestandsimmobilie in dem Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal erworben, aber die Stadt Hamburg hat Ihr Vorkaufsrecht ausgeübt. Das Grundstück liegt ca. 50m von der Bahnstrecke entfernt. Abgesehen davon, dass der Prozess des Vorkaufsrechtes mit erheblichem Aufwand verbunden ist, erscheint mir die Begründung nicht schlüssig. Im Ausübungsbescheid wird sich darauf berufen, dass dieser Bereich naturnah, störungsarm und somit besonders wertvoll für störungsempfindliche Arten wäre. Ebenfalls wird in dem Bescheid auf die dort vorhandenen Tierarten eingegangen, die auf der roten Liste stehen. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen! Warum ist das Naturschutzgebiet bei einem Bürger so wichtig, aber wenn es um die Allgemeinheit geht so unwichtig?
Sehr wahrscheinlich soll dieses Grundstück als Ausgleichfläche dienen, wurde aber im Bescheid nicht erwähnt. Wie viele Bürger müssen für den Streckenbau noch enteignet werden? Werden diese Kosten bei der Projektplanung berücksichtigt? Der Senat wollte doch mehr Wohnraum schaffen und widersprüchlich den Anteil der Naturschutzfläche auf 10% erhöhen.
Es wäre sicherlich sinnvoller den Güterzugverkehr an der A1 entlangzuführen, so wie es die Bürgerinitiative vorschlägt. Unter Anderem wäre eventuell ein Streckenanschluss weiterer Ortsteile möglich. Für die zukünftige Planung der Stadt, einschließlich der Beseitigung von Wohnraumknappheit, bietet diese Strecke sicherlich mehr Vorteile. Also warum Steuergelder für den Ausbau der alten Strecke verschwenden, wenn in die Zukunft investiert werden könnte. Ich werde mich mit dem Ausübungsbescheid an die Bürgerinitiative wenden.
Guten Tag Herr Holz,
ich finde es immer wieder schwierig, und traurig das die Bürgerinitiative versucht Tatsachen falsch dazustellen. Ich würde an ihrer stelle einfach mal an der A1 gehen, ich empfehle Ihnen bei Barsbüttel-(Möbel Höffner), am besten Sie gehen von der Kielkoppelstraße zu Fuss da hin, dort werden Sie sehen das auch dort Naturschutz Gebiet ist, das Schild und andere Hinweiße sehr gut Erkennbar. und in Barsbüttel überhaupt kein Platz an der A1 ist, und es wird vergeßen das die Strecke an der A1 auch an Menschen vorbei fahren tut, und die Einfädeln an der Strecke extrem schwierig ist. Mann kann es auch im Netz bei den Satelliten Bilder gut erkennen.die BÜ will einfach keine S Bahn, und andre Menschen sind denen Egal. im Übrigen seit den 60 Jahren ist es auf Div Plänen immer wieder zu erkennen die 4 Gleisigen Ausbau, und die Naturschutz Fläche wurden grade in Rahlstedt auch erhöht, die Strecke so wie nun geplant ist ist der Eingriff in den Flächen am geringsten. Und über den Gutachter finden sie einiges im netz, ich bitte Sie die richtigen Infos einzuholen. Bei der BÜ werden Sie aus meiner Sicht nicht bekommen, nur eine sehr einsichtige Richtung vor allem gegen Umweltschutz und weniger PKW Verkehr.
Sehr geehrter Herr Holz,
das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Die Stadt Hamburg kauft seit Jahren kontinuierlich Grundstücke in Naturschutzgebieten auf. Mit der Stadt als Eigentümerin der Flächen ist es leichter, die Pflege- und Entwicklungspläne umzusetzen und damit die Schutzzwecke und Erhaltungsziele für die einzelnen Naturschutzgebiete umzusetzen. So befinden sich im Naturschutzgebiet Höltigbaum 97,5 Prozent der Flächen im Eigentum der Stadt, im Naturschutzgebiet Stapelfelder Moor (vor dessen Erweiterung) sogar 100 Prozent. Im Naturschutzgebiet Stellmoorer Tunneltal sind es immerhin 66,12 Prozent, gerade hier ist der Stadt sehr daran gelegen, noch mehr Grundstücke in ihr Eigentum zu übernehmen. Zwischen 2011 und 2019 sind dort daher weitere 8,84 Hektar Fläche durch Ankauf in das Eigentum der Stadt übergegangen.
Wem die Natur am Herzen liegt denn kann nicht ernsthaft eine nahezu doppelt (!) so lange Eisenbahn-Neubaustrecke als Alternative zum Ausbau einer vorhandenen Strecke empfehlen. Während die S4-Neubaustrecke von Hamburg-Hasselbrook nach Ahrensburg-Gartenholz nur 20 km lang ist, während die von Bürgerinitiativen vorgeschlagene so genannte Alternativstrecke Hamburg-Billwerder-Moorfleet – Bad Oldesloe mind. 38 km lang wäre, so dass auch doppelt so viel Natur für ihren Bau in Anspruch genommen werden müsste. Aufgrund der zahlreichen Ingenieurbauwerke an der A1 (sämtliche Anschlussstellen müssten umgebaut werden) ist der technische Aufwand zudem immens.
Mit freundlichen Grüßen
Ole Thorben Buschhüter