Mastodon

Der von der Deutschen Bahn angekündigte Termin für die Teilinbetriebnahme der S4-Infrastruktur bis Rahlstedt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2027 steht auf der Kippe. Die Planungen der Bahn sehen vor, den Großteil der Bauarbeiten im Planfeststellungsabschnitt 2 (Luetkensallee – Landesgrenze) während der Totalsperrung der Strecke Lübeck – Hamburg für deren Generalsanierung im 2. Halbjahr 2027 durchzuführen. Doch nun hat die DB InfraGO vorgeschlagen, die Generalsanierung der Fernbahnstrecke um ein Jahr auf 2028 zu verschieben. Damit würde auch die Teilinbetriebnahme der S4 entsprechend später erfolgen. Eine Entscheidung darüber ist noch nicht getroffen, aber die Verschiebung dürfe auch den S4-Planungen ganz gelegen kommen.

Denn für den Planfeststellungsabschnitt 2 (Luetkensallee – Landesgrenze) liegt bislang kein Planfeststellungsbeschluss vor, der benötigt wird, um mit den Bauarbeiten in diesem Abschnitt beginnen zu können. Dieser wird erst im Herbst 2025 erwartet. Genauso wird aber auch erwartet, dass gegen den Planfeststellungsbeschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geklagt wird. Die Hauptbauarbeiten können sinnvollerweise erst mit einem unanfechtbaren Planfeststellungsbeschluss nach Abschluss des Gerichtsverfahrens beginnen, vorher werden wohl allenfalls Grünschnitt- und Rodungsarbeiten zur Vorbereitung von Leitungsumverlegungen stattfinden. Und mit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ist nach einer Klage realistischerweise erst im Herbst 2026 zu rechnen. Bis Dezember 2027 bleibt damit viel zu wenig Zeit. Die Verschiebung der Generalsanierung käme den S4-Bauarbeiten damit sehr gelegen, wenn nicht sogar sie ein wesentlicher Grund für die Verschiebung sind. Denn an der Generalsanierung der Fernbahnstrecke im zweiten Halbjahr 2027 festzuhalten, ohne dass die damit verbundene Totalsperrung der Strecke auch für die S4-Bauarbeiten genutzt werden kann, wäre alles andere als sinnvoll. Die S4-Bauarbeiten würden sich so um Jahre verzögern, denn ohne Totalsperrung könnte nur in vergleichsweise kurzen Sperrpausen (nachts, an Wochenenden, auch mal wenige Wochen am Stück) gebaut werden, so wie es derzeit im ersten Abschnitt geschieht.

Und es kommt einer weiterer Grund hinzu, warum die Verschiebung der Generalsanierung auf 2028 sinnvoll ist: Durch die Totalsperrung der Bahnstrecke Lübeck – Hamburg während der Generalsanierung droht der Lübecker Hafen vom Eisenbahnnetz abgehängt zu werden. Derzeit wird die Bahnstrecke Lübeck – Bad Kleinen (-Schwerin) ausgebaut und elektrifiziert, außerdem eine neue Verbindungskurve gebaut, die Zugverbindungen zwischen Lübeck und Schwerin ohne Fahrrichtungswechsel in Bad Kleinen ermöglicht. Während der Bauarbeiten, die im Frühjahr 2025 begonnen haben, kommt es immer wieder zu Einschränkungen auf dieser Strecke. Und die Bauarbeiten sollen erst im April 2028 abgeschlossen sein. Dann aber gäbe es mit der ausgebauten und elektrifizierten Strecke Lübeck – Schwerin für den Lübecker Hafen eine leistungsfähigere Alternativanbindung während der Generalsanierung der Strecke Lübeck – Hamburg. Mehr dazu hier: https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/luebeck-schwerin

„In Rahlstedt erwarten wir sehnlichst die S4, die Hamburgs einwohnerstärksten Stadtteil im 10-Minuten-Takt mit der Hamburger Innenstadt verbinden wird. Die absehbare Verschiebung der Generalsanierung der Strecke Lübeck-Hamburg und damit die Teilinbetriebnahme der S4 bis Rahlstedt um ein Jahr ist misslich, aber wohl unausweichlich und in gewisser Hinsicht auch sinnvoll. Entscheidend ist: Die S4 wird kommen, an ihr führt kein Weg vorbei. Die Bahn ist jetzt gut beraten, zügig einen belastbaren Zeitplan für die weiteren Bauarbeiten vorzulegen“, sagt der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter, der auch verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion ist.

Wie geht es weiter? Bislang ist die Verschiebung der Generalsanierung nur ein Vorschlag der DB InfraGO. Verkehrsunternehmen und Verbände haben Gelegenheit bekommen, dazu Stellung zu nehmen. Ein finales Konzept wird von der DB InfraGO in einem weiteren Schritt mit dem Bundesverkehrsministerium abgestimmt und verabschiedet.

Im Planfeststellungsabschnitt 1 (Hasselbrook – Luetkensallee) gehen die S4-Bauarbeiten derweil weiter voran: Lärmschutzwände werden nach und nach errichtet (und leider auch gleich verunstaltet) und im Gleisdreieck Hasselbrook wird jetzt endlich erkennbar am zukünftigen Überwerfungsbauwerk gearbeitet, mit dem die S4-Strecke in die vorhandenen S-Bahn-Gleise eingefädelt werden. Das Überwerfungsbauwerk gilt als das Herzstück des gesamten S4-Projekts.


Das Projekt S4 erklärt in 100 Sekunden

Die Deutsche Bahn stellt auf ihrer Website www.s-bahn-4.de weitere umfangreiche Informationen zum Projekt S4 zur Verfügung. Außerdem kann dort ein Newsletter abonniert werden, so dass man keine Neuigkeiten mehr verpasst: https://www.s-bahn-4.de/de/news-service/newsletter.html

In einem Film wird das Projekt S4 und sein Nutzen für Hamburg und Schleswig-Holstein in 100 Sekunden anschaulich erklärt. Anklicken und anschauen:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Hintergrund

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Bad Oldesloe ist eine der am meisten befahrenen Pendlerstrecken rund um die Hansestadt. Um viele Bereiche im Osten der Stadt und das nordöstliche Umland besser anzubinden, wird die S4 gebaut – für zuverlässigere Verbindungen, weniger Umstiege und mehr Komfort. Prognostiziert wird nahezu eine Verdreifachung der Fahrgastzahlen im Vergleich zur heutigen Regionalbahn-Linie RB81. Auch der Hamburger Hauptbahnhof als bisheriges Nadelöhr wird entlastet und der S-Bahnverkehr in die Innenstadt noch weiter verstärkt – ein wichtiger Beitrag zur Mobilitätswende. 

Das Projekt S4 beinhaltet den Bau einer zweigleisigen S-Bahn-Strecke von Hasselbrook bis Ahrensburg und den Bau einer eingleisigen S-Bahn-Strecke von Ahrensburg bis Ahrensburg-Gartenholz. Zwischen Hamburg-Altona und Hasselbrook wird sie die vorhandenen S-Bahn-Gleise (S1) mitnutzen, zwischen Ahrensburg-Gartenholz und Bad Oldesloe die Fernbahngleise. Die S4 wird dann zwischen Hamburg-Altona und Ahrensburg in der Hauptverkehrszeit im 10-Minuten-Takt fahren, bis Bargteheide im 20-Minuten-Takt und bis Bad Oldesloe im Stundentakt. Für die S4 werden zudem zusätzliche Haltestellen errichtet. In Hamburg sind das: Wandsbek Rathaus, Bovestraße, Holstenhofweg und Pulverhof. Die RB81 wird durch die S4 ersetzt. So ergibt sich eine bessere Ausnutzung der beschränkten Kapazitäten des Hamburger Hauptbahnhofs, dessen Fern- und Regionalbahnteil überlastet ist, während die S-Bahn-Gleise noch zwei weitere Linien, eine davon die S4, aufnehmen können. Das Projekt S4 wurde 2018 in den „Vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans hochgestuft. Ende 2019 erfolgte die Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund, Bahn, Hamburg und Schleswig-Holstein, im Mai 2021 der erste Spatenstich für die Bauarbeiten. Jetzt wohl erst Ende 2028 soll eine Teilinbetriebnahme bis Rahlstedt erfolgen, zwei Jahre später dann das Gesamtprojekt bis Bad Oldesloe fertiggestellt sein. Der Bund übernimmt mit rund 84 Prozent einen Großteil der auf rund 1,85 Milliarden Euro geschätzten Gesamtkosten für den Bau der S4.