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Ende Oktober wurden die archäologischen Voruntersuchungen entlang der geplanten Trasse für die neue S-Bahn-Linie S4 abgeschlossen. Dabei wurden bedeutende eiszeitliche Funde gemacht. Die Planung der S4 wird hierdurch nicht verzögert, sie läuft parallel weiter. Auch der Verlauf der Trasse muss voraussichtlich nicht geändert werden, antwortete der Senat kürzlich auf eine Kleine Anfrage eines Kollegen.

Im Zuge der Planungen zum Bau der S4 von Hamburg nach Bad Oldesloe erstellt die Deutsche Bahn AG derzeit auch eine Umweltverträglichkeitsstudie. Es werden die Auswirkungen des Infrastrukturprojekts auf Menschen, Tiere, Pflanzen, die biologische Vielfalt, Boden, Wasser, Luft, Klima, Landschaft, Kulturgüter, sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkung zwischen diesen Schutzgütern untersucht. Dabei fanden im Stellmoorer und im Ahrensburger Tunneltal auch archäologische Voruntersuchungen statt. Die Untersuchungen sind wichtig, um festzustellen, ob und in welchem Umfang denkmalschutzrechtliche Maßnahmen bei den weiteren Planungen zu berücksichtigen sind.

Das Stellmoorer und das Ahrensburger Tunneltal haben internationale archäologische Bedeutung für die Erforschung der frühen Besiedlungsgeschichte während der späten Eiszeit. In diesem Bereich gibt es Fundplätze späteiszeitlicher Rentierjäger, welche einerseits die erste Besiedlung Nordeuropas durch den Menschen nach der letzten Eiszeit darstellen, zum anderen durch teilweise über 14.000 Jahre altes Holz und Knochen in ihrer Wertigkeit europaweit ihresgleichen suchen. So stammen aus dem Bereich der Querung „Brauner Hirsch“ in Schleswig-Holstein die ältesten bekannten Holzpfeile der Menschheit.

Fachleute des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein und des Archäologischen Museums Hamburg führten die Grabungen beiderseits der Landesgrenze durch. Zu den Fundstücken zählen unter anderem Waffen, Musikinstrumente und Knochenfragmente. Dabei überraschte vor allem die hohe Dichte der gefundenen Artefakte. Auf einen Quadratmeter kamen in einigen Bereichen bis zu zehn Knochenfunde. Die Experten schätzen, dass im Untersuchungsgebiet die Überreste von ungefähr 2000 Tieren liegen, die aus den Jahren 12.500 bis 10.000 vor Christus stammen.

Die Archäologen dokumentieren die Funde durch die fachgerechte Ausgrabung in ihrer Umgebung mit Fotos, Zeichnungen und digitalem Aufmaß. Nach der Erfassung und Bewertung werden die Artefakte ins Magazin des Archäologischen Museums Hamburg gebracht und stehen, neben der Grabungsdokumentation, weiteren wissenschaftlichen Analysen zur Verfügung.

Neben den archäologischen Untersuchungen laufen die Planungen zur S4 weiter. Entlang der zu planenden Strecke gibt es derzeit Baugrunduntersuchungen sowie Schall- und Erschütterungsberechnungen. Zudem erarbeiten die Ingenieure im aktuellen Planungsschritt zahlreiche konstruktive Bauwerke.

Weitere Informationen und Quellen:

http://www.nah.sh/aktuell/neuigkeiten/geplante-s-bahn-von-hamburg-nach-bad-oldesloe-archaeologische-untersuchungen-abgeschlossen/

http://nahverkehrhamburg.de/s-bahn-hamburg/item/1563-s4-keine-planungsverzoegerungen-durch-eiszeit-funde

https://www.buergerschaft-hh.de/ParlDok/dokument/50128/verzögern-und-verteuern-archäologische-funde-den-bau-der-s4-.pdf