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Ortstermin auf Rahlstedts höchster Erhebung: Ole Thorben Buschhüter, Rahlstedter Bürgerschaftsabgeordneter, und Alexander Mohrenberg, umwelt- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, informierten sich bei der Stadtreinigung Hamburg über die Mülldeponie Höltigbaum am Hagenweg in Meiendorf. Vom 37 Meter hohen Berg 1 (80 Meter über dem Meeresspiegel) gibt es eine hervorragende Aussicht. Öffentlich zugänglich ist der Müllberg allerdings nicht, und das wird absehbar auch so bleiben müssen.

Die Mülldeponie Höltigbaum am Hagenweg war zwischen 1974 und 1982 in Betrieb. Auf den beiden Müllbergen wurden Hausmüll, Sperrmüll und hausmüllartige Abfälle sowie Boden und Bauschutt abgelagert. Das umfangreiche Überwachungskonzept für die Deponie sieht die Untersuchung des Grundwassers im Umfeld, des Oberflächen- und des Sickerwassers sowie die Untersuchung der umliegenden Gewässer vor. Relevante Emissionen sind bislang nicht festgestellt worden.

Die bei Errichtung der Deponie versprochene spätere Nutzbarmachung der Müllberge für die Naherholung und Freizeitnutzungen („Meiendorfer Schweiz“) wird hingegen noch lange auf sich warten lassen, wenn sie überhaupt jemals möglich werden sollte. Bereits 2008 antwortete der Senat auf eine entsprechende Frage: „Zurzeit sind die Müllberge für Freizeitnutzungen nicht geeignet. Die Berge stellen – trotz der renaturierten Oberfläche – ein technisches Bauwerk dar, dessen Funktionen aufrechterhalten werden müssen. Insbesondere dürfen der Oberflächenbewuchs und die darunter liegenden Bodenschichten nicht zerstört werden, da diese die Ableitung des Niederschlagswassers gewährleisten. Die Berge sind überdies mit Entgasungsbrunnen und -leitungen ausgestattet, mit deren Hilfe das entstehende Deponiegas abgesaugt wird. Bei einer Zerstörung dieser Entgasungseinrichtungen kann unkontrolliert Deponiegas entweichen und zu einer potenziellen Gefahr werden. Aus diesen Gründen gibt es bislang keine konkreten Überlegungen, die Müllberge der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“

Die Stadtreinigung wies zudem auf die steigenden Fälle von Vandalismus und Hausfriedensbruch hin, die weiterhin zur Anzeige gebracht werden und strafrechtliche Konsequenzen haben. Während der Corona-Zeit wurden unbefugte Personen auf dem Gelände von Sicherheitskräften aufgegriffen. Eine öffentliche Nutzung ist weiterhin wegen Brandgefahr und der technischen Absicherung der Deponie nicht möglich.

Müllberge als Standorte für Windräder oder Solaranlagen?

Ähnlich schwierig sieht es bislang mit der Nutzung der beiden Müllberge als Standorte für Windkraft- oder Photovoltaik-Anlagen aus. Beides scheitert bislang am benachbarten Sendemast der Telekom, dessen Sendeleistung durch solche Anlagen gestört werden könnte. Die Genehmigungsvoraussetzungen für solche Anlagen stünden aber regelmäßig auf dem Prüfstand, so die Stadtreinigung.

Blick vom Berg 1 der ehemaligen Mülldeponie Höltigbaum auf die Hamburger Innenstadt.

Wie wäre es dann mit einem Rückbau der Deponie? Könnte der alte Müll nach und nach abgetragen und in der unweit entfernten Müllverbrennungsanlage Stapelfeld thermisch genutzt werden? Auch davon ist man bislang weit entfernt. Ein Rückbau der Deponie ist aus Kostengründen aktuell nicht wirtschaftlich, so die Stadtreinigung. Durch mangelnde Erfassung der Deponieeinträge in den siebziger Jahren, ist auch eine genaue Lage von Abfallsorten nicht erfasst. Die Mülleinträge aus den siebziger Jahren sind noch aus einer „Prä-Kunststoff-Zeit“, bestehend zum großen Teilen aus Aschen (Stichwort „Ascheimer“, also Metall-Mülleimer, in denen Asche aus privaten Öfen entsorgt wurden). Seltene Erden, Gold und Edelmetalle sind dort nicht zu erwarten, eher Bauschutt und unsortierter Haus- und Sperrmüll.

„Eine Nutzung durch die Öffentlichkeit ist wegen des technischen Betriebs und verschiedener Gefahrenpotenziale der Deponie weiterhin nicht möglich. Ob es in Zukunft noch Chancen gibt, den Deponieberg für eine große Photovoltaik-Anlage nutzbar zu machen, steht aber immer wieder mal im Raum. Mögliche genehmigungstechnische Hindernisse müssen auf den Prüfstand. Die Errichtung von PV-Anlagen könnte hier einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten“, so Ole Thorben Buschhüter.

Müllberge liefern Strom für 150 Haushalte

Aber auch so liefert die ehemalige Mülldeponie bereits seit vielen Jahren Energie. Das auf dem Gelände anfallende Deponiegas wird dafür abgesaugt und verstromt. 2020 konnte von der Stadtreinigung Hamburg so Strom für 150 Haushalte produziert werden. Ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, angesichts der hohen Klimaschädlichkeit von Deponiegas.

BHKW zur Gasverstromung auf dem Gelände der ehemaligen Deponie Höltigbaum

Seit Beginn der Gasförderung 1989 wurden bis Februar 2021 (Stichtag) insgesamt 44,9 Millionen Kubikmeter Deponiegas abgesaugt. Erwartungsgemäß nehme die zu entnehmende Deponiegasmenge kontinuierlich ab, eine Entnahme werde jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit noch mehrere Jahrzehnte andauern, so die Stadtreinigung. Wie lange allerdings der Methangehalt im Deponiegasverwertung eine Verstromung im Blockheizkraftwerk (BHKW) noch zulässt, ist offen.

Mit der Errichtung eines BHKW mit einer Leistung von 150 kW (elektrisch) auf dem Betriebsgelände der Deponie wurde Mitte Mai 2014 die energetische Verwertung des abgesaugten Deponiegases direkt vor Ort aufgenommen. Zunächst probeweise in Betrieb, läuft das BHKW seit dem 17. Juli 2015 im Dauerbetrieb. Es wurde von der Stadtreinigung angemietet, um es bei zu geringer Deponiegasproduktion kurzfristig zurückgeben und gegebenenfalls durch ein kleineres BHKW ersetzen zu können.

Im Jahre 2020 wurden immer noch 493.772 Kubikmeter Deponiegas mit einem Ernergiegehalt von etwa 614.000 Kilowattstunden (elektrisch) gefördert. Hiermit konnten 548.528 Kilowattstunden Strom produziert und (nach Abzug von Trafoverlusten und Eigenbedarf) 455.802 Kilowattstunden Energie in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden, genug für 150 Haushalte (2 Personen) bei einem durchschnittlichen Haushaltsverbrauch von 3.000 Kilowattstunden/Jahr. Auf diese Weise wurden 2020 rechnerisch 216 Tonnen CO2 (Kohlendioxid) eingespart.

„Deponien stehen weltweit an sechster Stelle der klimaschädlichen Methanproduzenten. Deponiegas besteht hauptsächlich aus Methan und Kohlendioxid, wobei Methan 21-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. Die energetische Verwertung des anfallenden Deponiegases ist daher ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Durch die Nutzung der Deponiegas-Energie lassen sich sonstige Emissionsquellen vermindern und in der Summe können so alle gasförmigen Emissionen der Deponie praktisch weitestgehend neutralisiert werden“, sagt Alexander Mohrenberg.

Möglich wird das alles durch die „Saugbelüftung“ der Deponie, in der das in der Deponie entstandene Deponiegas gesammelt und verdichtet wird, um es im BHKW zur Stromerzeugung zu nutzen. Durch die Belüftung wird die anfänglich anaerobe (sauerstoffarme) Gasbildung zu einer aeroben Gasbildung (um)gewandelt. Die Vorteile liegen in einer beständigen Gasproduktion, die im anaeroben Milieu zum Erliegen käme. So werden Deponieinhalte weiterhin abgebaut und biogene, nicht abgebaute organische Verbindungen, belasten nicht das Sickerwasser. Die regelmäßige Grundwasserbeprobung in einem weitläufigen Umfeld der Deponie zeigen keine Belastungen des Grundwassers. Die Austrocknung oder „Mumifizierung“ des Deponiekörpers ist durch die Belüftungstechnik abgelöst worden, so die Stadtreinigung. Bei aktuellen Bohrungen wurden verschiedene Teile der „Erdwallanlage“ erkundet und dabei sehr trockene Teile des Deponiekörpers, als auch weitgehend humose oder feuchte Areale gefunden. In trockenen Bereichen finden sich Papier- und Zeitungsreste, die knistern und noch lesbar sind. Durch damalige Verdichtung des Mülls und Eintrag von Boden- und Schuttanteilen sind die einzelnen Deponieschichten sehr unterschiedlich.

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