In Hamburg werden zukünftig Radfahrerinnen und Radfahrer an 55 Dauerzählstellen mit Wärmebildkameras gezählt – witterungsunabhängig und rund um die Uhr. Auch in Rahlstedt befindet sich eine solche Dauerzählstelle, und zwar am Knoten Rahlstedter Straße/Ellerneck/Loher Straße. Das neue Hamburger Radverkehrszählnetz (HaRaZäN) ist vollständig anonymisiert – Gesichter sind nicht erkennbar – und ermöglicht mithilfe kontinuierlich erhobener Daten eine präzisere Planung der Verkehrsinfrastruktur als mit den bisherigen händischen Zählungen.
Die Zählstellen sind über die Stadt verteilt an Hauptverkehrs- oder Bezirksstraßen, Velorouten und Nebenstrecken installiert, mittelfristig sollen es rund 100 im gesamten Stadtgebiet werden. Die erhobenen Zahlen dienen künftig als Grundlage für den Radverkehrsausbau sowie zur sinnvollen und effizienten Aufteilung der Verkehrsräume im Sinne der Mobilitätswende. Die Daten des Radverkehrszählnetzes können mit den Daten der Dauerzählstellen für Kfz-Verkehr kombiniert werden, sodass sich ein vollständiges Bild des Straßenverkehrs ergibt, mit dem sich spezifische Situationen vor Ort noch detaillierter als bisher analysieren lassen.
Außerdem liefern die Zählstellen öffentlich verfügbare Daten, die potenziell auch für attraktive Softwareangebote für Radfahrerinnen und Radfahrer genutzt werden können. Auf der Urban Data Platform der Stadt Hamburg sind bereits die ersten Daten veröffentlicht. Das Hamburger Radverkehrszählnetz ist eins von derzeit rund 85 laufenden Projekten im Rahmen der ITS-Senatsstrategie in der Hansestadt.
Die bislang einzige Dauerzählstelle in Rahlstedt befindet sich am Knoten Rahlstedter Straße/Ellerneck/Loher Straße. Hier verläuft die Veloroute 7 (City – St. Georg – Eilbek – Wandsbek-Markt – Rahlstedt) vom Ellerneck kommend weiter über die Rahlstedter Straße bis zum Ortskern Rahlstedt. Die Daten für diese Zählstelle (gemessen wird an allen drei Knotenarmen) werden seit dem 24. Juli 2020 erfasst und können hier eingesehen werden (in der Karte bitte auf die drei blauen Punkte in der Loher Straße klicken): https://geoportal-hamburg.de/geo-online/?layerIDs=12883,12884,16101,453,19347&visibility=true,true,true,true,true&transparency=0,0,0,0,0¢er=575889.5895404555,5939106.218403481&zoomlevel=9. Der stärkste Tag (summiert) war bislang der 15. September 2020 mit 956 Radfahrerinnen und Radfahrern, die stärkste Woche (summiert) die vom 14. bis 20. September 2020 mit 5.139 Radfahrerinnen und Radfahrern.
„Mit dem Radverkehrszählnetz kann die Verkehrsinfrastruktur nun noch zielgerichteter für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer ausgebaut werden. Die Modernisierung der Zählweise hatten die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in der vergangenen Wahlperiode initiiert. Ich bin gespannt, wie sich die Zahlen an der ersten Dauerzählstelle in Rahlstedt entwickeln, wenn erst einmal die Daten mit den Vorjahren verglichen werden können, und welche Schlüsse dann daraus gezogen werden können“, sagt der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter.
Bislang hat Hamburg Radverkehrsdaten ausschließlich mit den einmal im Jahr stattfindenden Pegelmessungen sowie an der einzigen Dauerzählstelle an der Gurlittinsel erhoben. Für 2020 ergeben die Pegelmessungen an 38 Zählstellen einen durchschnittlichen Anstieg des Radverkehrs von 33 % gegenüber dem Vorjahr. Die Pegelmessungen unterliegen dabei naturgemäß tagesaktuellen Einflüssen wie der Witterung und bieten daher keine hinreichend genaue empirische Datengrundlage. Die konstanten Daten der Dauerzählstellen bieten hier noch mehr Auswertungsmöglichkeiten. So kann man anhand der bereits vorliegenden Zahlen erkennen, dass der Streik im Hamburger ÖPNV am 10. Oktober zwar zu einem Anstieg von zehn Prozent beim Kfz-Verkehr gegenüber der Vorwoche geführt hat – der Radverkehr an diesem Tag aber um rund 150 Prozent gegenüber der Vorwoche anstieg.
Das Hamburger Radverkehrszählnetz gehört zu den ITS-Projekten im Handlungsfeld „Daten und Informationen“ und wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ mit 690.250 Euro gefördert. Die technische Umsetzung liegt bei der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA), der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) ist für die Datenverarbeitung, ihre Aufbereitung und die Visualisierung verantwortlich. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) trägt die Verantwortung für das Projektmanagement und wird als städtischer Baulastträger die Daten zukünftig als wichtige Grundlage für Planungsentscheidungen nutzen.
Quellen:
Pressemitteilung der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende vom 17. November 2020: https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/14632838/2020-11-17-bvm-radverkehr/
Pressemitteilung der SPD-Bürgerschaftsfraktion vom 17. November 2020: https://www.spd-fraktion-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/b/hamburger-radverkehrszaehlnetz-startet-genauere-daten-fuer-eine-bessere-verkehrsinfrastruktur.html
Das ist ja sehr interessant. Werden denn damit auch die Geisterradler gezählt?
Wir müssen leider feststellen das immer mehr Radler auf der falschen Seite fahren oder sogar auf dem Fußweg, z.B. in der Rahlstedter Straße, wo mit viel Geld Radfahrstreifen angelegt wurden.
Die Hemmschwelle, auf einem Radfahrstreifen (auf der Fahrbahn) auf der falschen Straßenseite zu fahren, sollte doch deutlich höher sein, als auf einem baulich abgesetzten Radweg. Und trotzdem tun es einige – mir völlig unverständlich, weil wirklich gefährlich. Ebenso, unerlaubt auf Gehwegen zu fahren und so Fußgängerinnen und Fußgänger zu bedrängen und möglicherweise sogar zu gefährden. Selbst auf schmalen Gehwegen in Tempo-30-Zonen (!) erlebe ich als Fußgänger immer wieder Radfahrerinnen und Radfahrer.
Speziell zu Radfahrerinnen und Radfahrern auf Gehwegen in der Rahlstedter Straße hat das PK38 kürzlich mitgeteilt (BV-Drs 21-2287): „Auszuschließen ist natürlich nicht, dass einige Radfahrer sich auch in der Rahlstedter Straße nicht rechtskonform verhalten und entgegen der Vorschriftenlage verbotswidrig den Gehweg benutzen, zumal es sich bei der Rahlstedter Straße zwischen Rahlstedter Bahnhofstraße und Ellerneck um einen Schulanmarschweg handelt. Generell bleibt aber festzuhalten, dass die neuen Radfahrstreifen gut angenommen werden. Radfahrer, die rigoros und teilweise aggressiv ihr vermeintliches Recht in Anspruch nehmen, sind leider auch andernorts zu beobachten und kein Phänomen, das nur in der Rahlstedter Straße auftritt. PK 38 wird auch weiterhin Kontrollen bezüglich des Radverkehrs im Rahmen der personellen Ressourcen und Prioritätensetzung durchführen und festgestellte Ordnungswidrigkeiten konsequent ahnden.“