Das Bezirksamt Wandsbek plant die Umgestaltung der Fußgängerzone Boizenburger Weg/Mecklenburger Straße im Ortskern Rahlstedt. Im Rahmen der Vorplanung findet
am Mittwoch, dem 5. April 2017, um 19.00 Uhr,
in der Parkresidenz Rahlstedt, Rahlstedter Straße 29, 22149 Hamburg
eine Informations- und Beteiligungsveranstaltung statt. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Planungsabsichten mit einer Präsentation vorzustellen sowie Wünsche und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger aufzunehmen und zu erörtern.
Zum Hintergrund:
Die Fußgängerzone Boizenburger Weg/Mecklenburger Straße im Ortskern Rahlstedt soll modernisiert und umgestaltet werden. In der Sitzung des Regionalausschusses Rahlstedt am 15. Februar 2017 hat das Bezirksamt Wandsbek seine aktuellen Planungsüberlegungen bereits den Ausschussmitgliedern vorgestellt. Die Präsentation, die im Regionalausschuss Rahlstedt gezeigt wurde, kann hier heruntergeladen werden: Präsentation_MR_Boizenburger_Weg.
Im Rahmen der Umgestaltung sollen die Pflasterung erneuert, Höhenunterschiede ausgeglichen, Barrierefreiheit geschaffen und die Fußgängerzone mit neuem Mobiliar (Fahrradbügel, Sitzmöglichkeiten, Spielgeräte) ausgestattet werden. Außerdem wird die Beleuchtung verbessert. In der Mecklenburger Straße sollen vor dem Rahlstedt CENTER ein direkter fußläufiger Zugang hergestellt und Fahrradbügel ergänzt werden. Ziel ist eine Aufwertung dieser Fußgängerzone zur Stärkung der Wirtschaftskraft im Ortskern Rahlstedt.
Die Baumaßnahmen werden finanziert aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtentwicklung (RISE). Das Programm RISE verfolgt unter anderem das Ziel, die Aufenthaltsqualität von öffentlichen Plätzen und Grünanlagen zu verbessern und die lokale Ökonomie in den Versorgungszentren der Quartiere zu stärken. Im Rahmen des Programms RISE war vor einigen Jahren bereits die Schweriner Straße umgestaltet worden. Außerdem wurde am neugestalteten Platz „Bei den Wandseterrassen“ die dort zuvor verrohrte Wandse geöffnet und erlebbar gemacht.
Der Ortskern Rahlstedt wurde durch Beschluss der Senatskommission Integrierte Stadtteilentwicklung im Jahre 2010 mit folgender städtebaulichen und funktionalen Aufgabenstellung zum RISE-Fördergebiet bestimmt: „Das Bezirksentlastungszentrum Rahlstedt soll nachhaltig gestärkt werden. Vorrangige Entwicklungsziele für den Ortskern sind die Wiederherstellung der ursprünglichen Attraktivität als Einkaufsmitte und Treffpunkt sowie die bessere Vernetzung der unterschiedlichen Bereiche. Durch die Entwicklung des Bahnhofsareals als zentralen Identifikationspunkt, die Aufwertung des öffentlichen Raums und die Erlebbarkeit des Wandsegrünzugs soll sich das Zentrum neu präsentieren.“
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
ihren Vorschlag, an der Bürgerbeteiligung für die – Umgestaltung der Fußgängerzone Boizenburger Weg und Mecklenburger Straße – im Rahmen der Vorplanung teilzunehmen, habe ich aufgegriffen.
„Ich möchte eine andere Sichtweise vortragen“ Moderation: „Das ist ja eine DIN A4 Seite, die können Sie hier lassen.“ Man kann pauschal einwenden, dass der Vortrag einer DIN A4 Seite im Rahmen der Umgestaltung einer Fußgängerzone, nicht übermäßig überfordernd ist. Bei Neubetrachtung der Bestandsanalyse und einer neuen Sichtweise, können alternative Konzepte im Forum diskutiert werden. Prinzipiell schon, mag man meinen. Nicht so im Forum der Rahlstedter Bürgerbeteiligung.
Meine Kritik der Bestandsanalyse:
„Erst wenn man die Mängel deutlich benennt, lässt sich gegensteuern. Was wir vorfinden, ist eine unbefriedigende Situation durch mangelnde Attraktivität der Fußgängerzone: Eine überwiegend gesichtslose, asymmetrische Nachkriegsbebauung mit Geschäftsvorbauten, unattraktive Zugänge. Der Ortsraum zerfasert räumlich – ohne erkennbare Struktur. Eine vernachlässigte, orientierungslose Laufzone, ungepflegte Begrünung, willkürliche Zuordnung von Stadtmobiliar. Eine nicht nur visuelle, eine gefühlte Trostlosigkeit, ohne Aufenthaltsqualität.“ Zitatende.
Während dieser kurzen Analyse wurde ich von der Moderation mit zweimaligen Unterbrechungen aufgefordert: „Kommen Sie auf den Punk. Kommen Sie endlich auf den Punkt“! Das macht fassungslos. In der Analyse wird die Bestandsaufnahme in wesentlichen Punkten erweitert und stellt die vorgestellte Konzeptpräsentation teilweise in Frage: Weil die Grundprobleme der fehlenden räumlichen Struktur, die mangelnde Anmutungs- und Aufenthaltsqualität und fehlende Gestaltung beider Zugänge zur Fußgängerzone in der Vorplanung nicht gelöst sind.
Wegen des willkürlich verursachten Zeitdrucks benannte ich nur die Themen meiner Vorschläge ohne weitere Erläuterung :
– Kritik des Bestands / Ziele
– Der Anspruch an den Ort
– Raum für Aufenthalt / Aufenthaltsqualität
– Erschließung und Zonierung des öffentlichen Raums
– Schaffung eines Corporate Identity
– Welche Sichtachsen sind raumprägend sinnvoll
– Innovatives Beleuchtungskonzept
– Referenzbeispiele für das Stadtmobiliar, Kinderspielgeräte
In der Folge stellte ein Forumsteilnehmer die Frage nach der weiterführenden Planung in östlicher Richtung der Fußgängerzone, Mecklenburger Weg. Bislang ein ebenfalls gestalterisch vernachlässigter Bereich. Moderation: „Das liegt jetzt nicht an.“ Die Fußgängerzone hat zwei Eingänge: westlich und östlich. Die Erörterung des östlichen Eingangs ist für nachfolgende Optionen wie Zonierung einzubeziehen. Zudem beeinflusst der östliche Eingang wesentlich die Sichtachsen beider Gehrichtungen. Eine vorausschauende Betrachtung des erweiterten Ortsraums ist daher fachbezogen sinnvoll.
„Ich hätte hierzu Vorschläge“, versuchte ich den Planungshorizont zu erweitern. Moderation: „Das gehört hier nicht hin.“
Die Gesamtplanung der Fußgängerzone ist hinsichtlich des Gestaltungskonzepts zu hinterfragen. Funktionale Aspekte wie Höhenunterschiedsanpassung, Barrierefreiheit, etc. sind weitgehend gelöst. Der Radweg, Mecklenburger Straße, wird als Teilbereich der Straßenplanung zurückgestellt. Weitere Themenbereiche wie Anspruch an den Ort, dessen Aufenthaltsqualität zum Flanieren, Einkaufen und Verweilen, die Zonierung des Raums im Verständnis eines öffentlichen Platzes und dessen Strukturierung, sich daraus ableitende Sichtachsen in Verbindung mit den Eingangssituationen westlich und östlich, Schaffung eines Corporate Identity mit Farbvorgaben für Belag, Stadtmobiliar, etc. und ein innovatives Beleuchtungskonzept wurden nicht erörtert.
Das Ziel – gemäß der Förderung durch RISE – im Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung – einer nachhaltigen sozialen und wirtschaftlichen Optimierung, wird nicht erreicht. Die Chance einer gestalterischen Erneuerung, welche die vernachlässigte Lage für die Geschäftsinhaber und Konsumenten verbessert, wird vertan.
Ein Motte hatte ich in Verbindung mit einem Vorschlag für jahreszeitliche Bepflanzung neben der Grundbegrünung notiert: Rahlstedt blüht auf. Das tut es eben nicht.
Fazit: Eine andere Sichtweise und eine kreative Mitwirkung sind unerwünscht. Es sollte konzeptionell lediglich der Planungsstand bestätigt werden. An einer Bürgerbeteiligung, unter der unqualifizierten Moderation von Firma Tollerort, werde ich nicht mehr teilnehmen.
Mit freundlichem Gruß