Die SAGA-Quartiere Rahlstedt-Ost und Meiendorf, die bislang über erdgasbetriebene Heizwerke versorgt werden, sollen ab 2024 mit „neuer“ Wärme beliefert werden. Die HanseWerk Natur GmbH und das städtische Wohnungsunternehmen SAGA planen eine klimafreundliche Wärmeversorgung der insgesamt rund 2.300 Wohnungen in den beiden Quartieren mit umweltfreundlicher Fernwärme aus dem Wärme-Verbundnetz Hamburg-Ost. Dadurch sparen die SAGA und ihre Mieterinnen und Mieter rund 3.000 Tonnen CO2 im Jahr ein.
Dies erfuhr der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter durch eine Kleine Anfrage an den Senat. Zwei Drittel der Wärme im Wärme-Verbundnetz Hamburg-Ost des Wärmenetzbetreibers HanseWerk Natur stammen aus der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld. HanseWerk Natur versorgt die angeschlossenen Haushalte somit mit industrieller Abwärme – das schont nicht nur das Klima, sondern hoffentlich auch den Geldbeutel.
Das Wärme-Verbundnetz Hamburg-Ost weist nach Darstellung der HanseWerk Natur folgende günstige Emissionsfaktoren auf:
- CO2-Faktor nach AGFW: 77g/kWh (Vergleich Gasheizung ~200g/kWh)
- Primärenergiefaktor: 0,29
In seiner Kleinen Anfrage thematisierte Buschhüter auch mögliche Kostenvorteile für die betroffenen SAGA-Mieterinnen und -Mieter. Der Senat schätzt dies wie folgt ein: „Im Rahmen der Umstellung der Wärmeversorgung werden vertragliche Rahmenbedingungen und Schnittstellen zum Wärmelieferanten neu definiert und die Wärmekosten im direkten Vergleich zwischen dem bestehenden und neuen Wärmelieferanten sinken. Abschließend kann die Frage derzeit jedoch nicht beantwortet werden, da auch die Preise der neuen Wärmeversorgung durch die HanseWerk Natur GmbH von den aufgrund der Ukraine-Krise aktuell sehr volatilen Gaspreisen beeinflusst werden und entsprechenden Schwankungen unterliegen.“
Buschhüter ist trotzdem optimistisch: „Durch den Einsatz moderner Heizsysteme und überwiegende Abwärmenutzung entsteht eine vorteilhafte Situation sowohl für die Mieterinnen und Mieter der SAGA in Rahlstedt-Ost und Meiendorf als auch für den Klimaschutz. Auch wenn die Gaspreise gerade durch die Decke gehen: Die Umstellung auf eine neue Fernwärme-Versorgung, die sich nur noch zu einem Drittel aus Gasverfeuerung speist, wird für die Mieterinnen und Mieter hoffentlich auch finanziell von Vorteil sein, im Vergleich zu einer ausschließlich auf Gas setzenden Wärmeversorgung, wie dies in den beiden Quartiere bislang der Fall ist.“ Und er ergänzt: „Bei der Umsetzung weitgesteckter Klimaziele dürfen wir die Interessen der Mieterinnen und Mieter nicht aus dem Blick verlieren. Klimaschutz muss sozial verträglich und bezahlbar sein. Die SAGA leistet in Rahlstedt-Ost und Meiendorf einen wichtigen Beitrag dazu.“
Die bisherigen erdgasbetriebenen Heizwerke der E.ON Energy Solutions GmbH in der Straße Am Hegen 80 und im Finnmarkring 12 werden nach Anschluss der beiden SAGA-Quartiere an das Wärme-Verbundnetz Hamburg-Ost zurückgebaut. Eine weitere Nutzung mit Wärmeeinspeisung in das Verbundnetz ist nicht vorgesehen, so der Senat zur Zukunft der beiden alten Heizwerke. Die beiden Standorte werden stattdessen zukünftig für die notwendigen Übergabestationen genutzt, die dort errichtet werden. Zum Anschluss der beiden Übergabestationen müssen bis 2024 mehrere Kilometer Fernwärme-Rohrleitungen neu verlegt werden.
„Dort, wo neue Fernwärme-Rohrleitungen verlegt werden, können sich möglicherweise dann auch Eigenheimbesitzer an das Fernwärmenetz der HanseWerk Natur anschließen lassen. So könnten noch weitere Rahlstedter und Meiendorfer Haushalte von der klimafreundlichen Wärmeversorgung profitieren“, sagt Buschhüter.
Schriftliche Kleine Anfrage „Umweltfreundliche Wärmeversorgung für die SAGA-Quartiere Rahlstedt-Ost und Meiendorf“ und Antwort des Senats vom 21. Juni 2022 (Drucksache 22/8563): https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/80247/umweltfreundliche_waermeversorgung_fuer_die_saga_quartiere_rahlstedt_ost_und_meiendorf.pdf
Aktuell sind die Gesamtkosten an den Gaspreis gekoppelt. Ich hoffe das sich das bald ändert da ist auch die Politik gefordert!
Die Kopplung der Fernwärmepreise an den Gaspreis ist in der Verordnung über allgemeine Bedingungen für die Versorgung der Fernwärme (AVBFernwärmeV) verankert. § 24 Absatz 4 der Verordnung verpflichtet Anbieter von Fernwärme bei der Preisanpassung dazu, sowohl die Kostenentwicklung bei der Produktion von Fernwärme als auch die allgemeine Kostenentwicklung auf dem Wärmemarkt zu berücksichtigen. Die Regelung soll Verbraucherinnen und Verbraucher schützen, erweist sich in der aktuellen Situation jedoch als Bumerang. Wenn, wie im Falle des Wärme-Verbundnetzes Hamburg-Ost von E.ON, ein Großteil der Wärme eben nicht durch die Verbrennung von Gas, sondern von Müll erzeugt wird, dann ist eine alleinige Orientierung an der Gaspreisentwicklung kaum nachvollziehbar zu rechtfertigen.
Dem Vernehmen nach will das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine Überprüfung der Verordnung vornehmen, um in Zukunft extreme Kostensteigerungen im Fernwärmebereich zu verhindern.
Die von der Bundesregierung beschlossene Gaspreisbremse ab März 2023 (und rückwirkend auch für die Monate Januar und Februar 2023) gilt entsprechend auch für Fernwärme, hier beträgt der gedeckelte Preis dann 9,5 Cent je Kilowattstunde.
Hallo Herr Buschhüter,
Sie schreiben, dass z.B. Schulen an das Fernwärmenetz angeschlossen werden sollen. Wissen Sie ob die Schule Nydamer Weg dazu gehört, weil wir in direkter Nähe zu der Schule ein Reihenhaus besitzen und uns dann eventuell mit an das Fernwärmenetz anschließen lassen würden.
Vielen Dank
Mit freundlichen Grüßen
D. Lechner
Aktuell wurden in Rahlstedt die Schulen Brockdorffstraße 64 und Rahlstedter Straße 190 an das Wärme-Verbundnetz Hamburg-Ost angeschlossen. Inwiefern dies für weitere Schulen geplant ist, muss ich erfragen. Unabhängig davon können sich noch nicht angeschlossene Dritte bei HanseWerk Natur melden (https://www.hansewerk-natur.com/de/leistungen/nahwaerme_fernwaerme.html#angebot), das dann die Umsetzbarkeit prüft und gegebenenfalls realisiert.
Hallo Herr Buschhüter,
wissen Sie vielleicht, ob es Pläne gibt, Fernwärme in Rahlstedt weiter auszubauen?
Als Besitzer eines alten Hauses (BJ1901) frage ich mich, wie man zukunftsicher heizen kann.
Mit freundlichen Grüßen
M. Menzel
Hier und da werden neue Fernwärmeleitungen verlegt, um zum Beispiel Schulen an das Netz anzuschließen oder eben zum Beispiel die hier genannten beiden SAGA-Quartiere. Wo genau die neuen Leitungen verlaufen werden und inwieweit es dann auch für Privathaushalte entlang der Strecken möglich ist, sich anschließen zu lassen, kann ich aktuell nicht sagen. Ich werde der Sache aber weitergehen und dann berichten.