Der Ridepooling-Anbieter MOIA erweitert sein Geschäftsgebiet zum 1. März 2020 testweise um fast 50 Prozent. Damit ist MOIA dann auch in Hamburgs einwohnerstärkstem Stadtteil Rahlstedt verfügbar. Bei Ridepooling handelt es sich um ein neuartiges Verkehrsangebot, eine Mischung aus Taxi und Bus. Denn die Fahrten finden unabhängig von einem Fahrplan oder einem Linienweg statt (wie ein Taxi), andererseits dürfen weitere Fahrgäste unterwegs ein- und aussteigen (wie ein Bus). Entsprechend bewegt sich auch der Preis zwischen dem HVV- und dem Taxi-Tarif.
Gebucht wird eine Fahrt ausschließlich über eine App. Mittels GPS-Satellitenortung und computergesteuerter Tourenplanung werden die Fahrten optimal zusammengestellt. So ergibt sich eine spontane, flexible und einfache Nutzbarkeit.
MOIA ging in Hamburg im April 2019 an den Start und betreibt derzeit eine Flotte von 450 Elektrofahrzeugen, die das Unternehmen, das zum Volkswagen-Konzern gehört, weiter aufstocken will. Bislang hat MOIA rund 1,8 Millionen Fahrgäste befördert. Die MOIA-Fahrzeug mit sechs Fahrgastsitzen wurde eigens dafür entwickelt, alle Bedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste optimal zu erfüllen. Bislang handelt es sich bei dem MOIA-Betrieb in Hamburg um einen großangelegte Versuch. Die Genehmigung ist auf 500 Fahrzeuge beschränkt und auf vier Jahre befristet. MOIA verfügt bislang über zwei Betriebshöfe in Groß Borstel und Horn.
“Hamburg wird im nächsten Jahr den Weltkongress für intelligente Verkehrssysteme ausrichten. Da gehören auch Ridepooling-Dienst, wie sie u.a. MOIA in Hamburg erprobt, dazu. Neuartige Mobilitätsangebote wie Ridepooling bieten die Möglichkeit, die Angebote des öffentlichen Verkehrs weiter auszubauen und in die Fläche auszudehnen. Der öffentliche Verkehr kann so nachhaltiger und effizienter gestaltet und individuelle Mobilität ohne eigenes Auto verbessert werden. Hamburg ist bei der Erprobung derartiger Angebote ganz vorne mit dabei. Ich freue mich, dass MOIA nun auch Rahlstedt erreicht hat. Langfristig sollen Ridepooling-Dienste überall in der Stadt als Ergänzung zum HVV verfügbar sind”, sagt der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter.
Weitere Informationen:
Ich sehe den Fahrdienst MOIA vor dem Hintergrund der Rentabilität ziemlich kritisch.
Die vorwiegenden Leerfahrten (ca. 90/95%), die ich sehe, lassen mich an einem positiven Geschäftsergebnis zweifeln.
Deren Peaktimes sind meines Erachtens lediglich Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag.
Anderes erhöhtes Fahrgastaufkommen sehe ich bei MOIA nicht wirklich.
Wenn schon Carsharing-Dienste wie Oply den Betrieb einstellen müssen, kann ein Dienst wie MOIA mit einer günstigeren Kostenstruktur kaum funktionieren.
Selbst der große Geldgeber im Hintergrund (VW) ist mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Betriebs unzufrieden.
Entlassungen von festangestellten Fahrern und Umwandlung dieser Stellen auf Mini-Job- und Studierenden-Verträge sind schon befremdliche Anzeichen.
Auch die Verpflichtung zur Bezahlung von nicht angetretenen Fahrten zeugt von einem gewissen Kostendruck, der nun vermehrt an die Benutzer weitergereicht wird.
In meinen Augen gehört MOIA deshalb ordentlich umstrukturiert; wenn nicht sogar komplett eingestellt.
Mit ihm wird nämlich i.d.R. kaum jemand dazu angeregt, sein Auto nicht mehr bzw. weniger zu nutzen.
MOIAS Fahrgäste sind vorwiegend ehemalige ÖPNV- bzw. Taxi-Nutzer.
Das ist bestimmt nicht im Sinne des Erfinders (gewesen), dass MOIA zu einer Kannibalisierung bei anderen Diensten und somit nur zu Verschiebungen unter den Betrieben zur Fahrgastbeförderung führt.
Man darf bei MOIA nicht übersehen, dass es sich hierbei zunächst um einen groß angelegten Versuch handelt und auch nur als solcher genehmigt wurde. Langfristig dürfte das Ganze nur dann wirtschaftlich interessant sein, wenn die Fahrzeuge fahrerlos unterwegs sein können. Dann muss man allerdings aufpassen, dass ein solcher, dann sehr günstiger Betrieb nicht den öffentlichen Verkehr mit Bussen und Bahnen ruiniert und wir am Ende sogar mehr Verkehr auf den Straßen haben. Auf der anderen Seite bieten Ridepooling-Dienste auch eine große Chance gerade für den öffentlichen Verkehr mit Bussen und Bahnen: Wenn man sie als Teil des öffentlichen Verkehr versteht und in diesen integriert, dann könnte dies für den öffentlichen Verkehr einen deutlichen Attraktivitätsgewinn bringen. Denn mit in den öffentlichen Verkehr integrierten Ridepooling-Diensten könnte man deutlich mehr in die Fläche gehen, als das bislang mit großen Fahrzeugen im Linienverkehr möglich ist. Gerade letzteres wird in Hamburg mit dem Ridepooling-Dienst ioki (eine Kooperation von DB und VHH) ausprobiert.