Die Bahnsteige des Hamburger Hauptbahnhofs erhalten aktuell weitere Zugänge über die Steintorbrücke südlich der Bahnhofshalle, um die Fahrgastströme im Bahnhof zu entzerren. Mit Fertigstellung der Bauarbeiten, die Ende des Jahres abgeschlossen sein werden, sollen auch HVV-Busse direkt auf der Brücke halten. Das geht aus einer Schriftlichen Kleinen Anfrage des SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter hervor. Damit ist künftig ein unmittelbarer Umstieg zwischen Bus und Bahn möglich.
Dazu Ole Thorben Buschhüter, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion: “Lange blieb unklar, ob bereits mit Eröffnung der neuen Bahnsteigzugänge zum Jahresende auch eine direkte Umsteigemöglichkeit zu den zahlreichen Buslinien geschaffen werden kann. Die nun getroffene Entscheidung, dort Bushaltestellen einzurichten, ist sehr zu begrüßen. Für viele Fahrgäste bedeutet dies deutlich kürzere Wege – ein klarer Pluspunkt für den Hauptbahnhof. Mit der späteren Erweiterung des Hauptbahnhofs soll der Bereich Steintorbrücke integraler Bestandteil des Hauptbahnhofs werden, einschließlich Überdachung.”
Geplant ist, die Bushaltestelle auf der Südseite des Hauptbahnhofs mit Fahrtrichtung nach Osten zur Eröffnung der Bahnsteigzugänge Ende des Jahres in Betrieb zu nehmen. Die Bushaltestelle auf der Nordseite mit Fahrtrichtung nach Westen erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt in einer zweiten Stufe. Die Bushaltestellen werden als qualitativ hochwertige, barrierefreie Provisorien hergestellt und eine Länge von jeweils 65 Metern haben. Halten sollen dort nach aktuellem Stand die MetroBus-Linien 2, 5, 6, 16, 17 und 19, die SchnellBus-Linien 31, 34 und 37 sowie die XpressBus-Linie X35 und die NachtBus-Linien 606, 607, 608, 609 und 610.
Die ersten beiden Treppenaufgänge zu den Gleisen 11/12 und 13/14 sind im Rohbau bereits fertig, die Vorbereitungen zum Aufbau an den Gleisen 7/8 bereits gestartet. Im Zuge der groß angelegten Erweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs, für die derzeit ein städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb läuft, werden die Provisorien dann durch eine dauerhafte Lösung ersetzt. Spätestens dann soll es, so der Senat in seiner Antwort, auch eine zusätzliche Fußgängerquerung in der Mitte der Steintorbrücke geben.
Hintergrund
Seit 1906 ist der Hauptbahnhof der zentrale Knotenpunkt im Hamburger Schienenverkehr. Mit seinen täglich über 500.000 Fahrgästen ist er inzwischen der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands und damit seit einiger Zeit an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Um die hohen Fahrgastzahlen weiterhin bewältigen zu können und das Schienennetz mit Blick auf den Deutschland- und den Hamburg-Takt kräftig auszubauen und für die Mobilitätswende fit zu machen, haben Hamburg und die Deutsche Bahn umfassende Planungen für eine Erweiterung des Hauptbahnhofs aufgenommen. In diesem Zusammenhang wurde in diesem Jahr ein städtebaulich-freiraumplanerischer Planungswettbewerb gestartet, dessen Ergebnis ebenfalls bis Jahresende vorliegen soll. Die zusätzlichen Bahnsteigzugänge werden im Vorgriff auf diese mittel- bis langfristig angelegte noch größere Erweiterung des Hauptbahnhofs errichtet.
Schriftliche Kleine Anfrage “Hauptbahnhof: Zusätzliche Bahnsteigzugänge von der Steintorbrücke (II)” und Antwort des Senats vom 31. August 2021 (Drucksache 22/5544): https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/76974/hauptbahnhof_zusaetzliche_bahnsteigzugaenge_von_der_steintorbruecke_ii.pdf
Inwiefern wurden/werden mögliche Konflikte mit dem querenden Radverkehr bei der Planung betrachtet? Die Übergangsmöglichkeiten aus den Bussen auf die Bahnsteige sind natürlich wichtige Schritte, allerdings sind die Bushaltestellen auf der Brücke heute so angelegt, dass ein- und aussteigende Fahrgäste direkt auf den Radweg treten (müssen). Bei einer Erhöhung der Fahrgastfrequenzen (dann inkl. Gepäck) würden die heutigen Konflikte doch nur zunehmen? Wäre eine Umleitung des Radwegs auf die linke (nördliche) Seite der Bushaltestelle denkbar, also ggf. anstelle einer Pkw-Spur? Ein ähnliches Konflikt-Problem besteht außerdem wenige Meter weiter östlich beim ZOB auf derselben Straßenseite, was sicherlich im Zusammenhang betrachtet werden könnte.
Es wird eine veränderte Führung des Radverkehrs geben, die dafür Sorge trägt, dass sich Radfahrerinnen, Fußgänger und Fahrgäste nicht in die Quere kommen. Details wurden noch nicht bekannt gegeben.
Die Bushaltestelle auf der Südseite der Steintorbrücke wird barrierefrei angelegt, wer von dort aus die Bahnsteige erreichen will, muss seine Beine und seine Gepäck
stücke aber in die Hand nehmen, denn es sind dort weder Rolltreppen noch Aufzüge
vorgesehen. Man muss dann eben zu den im Bahnhof vorhandenen Rolltreppen bzw. Aufzüge gehen. Insoweit werden Wege einstweilen nicht entflochten. Man kann eben nicht allen recht machen.
So ist es, wenngleich auch bereits die nicht-barrierefreien, provisorischen Treppenanlagen für sehr viele eine deutliche Erleichterung darstellen und insoweit Verkehre entzerren werden. Im Zuge der großen Erweiterung des Hauptbahnhofs, für die aktuell der städtebaulich-freiraumplanerische Wettbewerb läuft, wird man dort dann auch Aufzüge vorsehen müssen.
Mich würde noch interessieren ob für die neue Haltestelle auf der Brücke, eine andere wie die Haltestelle Mönckebergstraße/Hauptbahnhof oder Zob/Hauptbahnhof oder Kirchenallee aufgelöst wird?
Von einem Entfall von benachbarten Bushaltestellen im Zusammenhang mit der neuen Bushaltestelle auf der Steintorbrücke war bislang keine Rede. Auch wenn die Haltestellenabstände durch den zusätzlichen Halt auf der Steintorbrücke im Bereich Hauptbahnhof recht kurz werden, hielte ich den Entfall benachbarter Haltestellen auch nicht unbedingt für notwendig. Allenfalls für die Buslinien, die auf der Steintorbrücke halten, sobald auch die Bushaltestelle auf der Nordseite eingerichtet ist, und die nicht durch die Mönckebergstraße fahren, könnte vielleicht der Halt an der Haltestelle Hauptbahnhof/Steintorwall entbehrlich werden. Aber dazu gibt es keine Entscheidung.