Am Dienstag, 14. Januar 2025, 19 Uhr lädt der SPD-Wahlkreiskandidat Tom Hinzmann zu der Veranstaltung „Zukunft der Mobilität – Unser Plan“ ein. Sie findet statt im AWO-Haus Marie, Marie-Bautz-Weg 11 in Farmsen. Als Referenten sind die beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten und Mitglieder des Verkehrsausschusses Ole Thorben Buschhüter und Lars Pochnicht dabei. Moderiert wird die Veranstaltung von Yasmin Hohberg. Themen werden unter anderem der Bau der U5 sowie der Umbau des Bahnhofsumfeld Farmsen sein.
Veranstaltung: Zukunft der Mobilität – Unser Plan
von Ole Thorben Buschhüter | 6. Januar 2025 | SPD, Termine, Verkehr | 16 Kommentare
Ließe sich der Hamburger Hautbahnhof unterirdisch erweitern?
Problem: Der Hamburger Hauptbahnhof hat zu wenig Kapazität, zu wenige Bahnsteige und Gleise, was dazu führt, dass Züge oftmals vor dem Hauptbahnhof warten müssen und nicht einfahren können. Teilweise können Verbindungen auch nicht bedient werden, weil der Hamburger Hauptbahnhof die notwendigen Kapazitäten nicht hergibt. Hinzu kommt, dass der Hamburger Hauptbahnhof der meistfrequentierte Hauptbahnhof Deutschlands ist.
Könnte der Hamburger Hauptbahnhof unterirdisch erweitert werden? Die Bohrung von 6 Röhren inkl. Bahnsteigen zum Beispiel 30 Meter unter dem Hamburger Hauptbahnhof, Anbindung über Rolltreppen und Fahrstühle.
Potentielle Probleme und Fragestellungen, welche zu lösen wären: An welcher geographischen Stelle würden die unterirdischen Röhren herausgeführt und mit den restlichen oberirdisch geführten Gleisen zusammengeführt werden? Ist die Beschaffenheit des Erdreichs unter dem Hamburger Hauptbahnhof für eine unterirdische Erweiterung geeignet? Mit welchen Kosten wäre zu rechnen? Könnte die Stadt Hamburg sich ein derartiges Unterfangen überhaupt leisten?
Gäbe es sinnvollere Alternativstrategien?
Mir scheint jedoch, dass es ohne eine signifikante Erweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs in Zukunft nicht gehen wird.
Sie haben völlig recht: Der Hauptbahnhof muss erweitert werden, wenn wir dort zukünftig noch mehr Züge fahren und noch mehr Fahrgäste ein-, aus- und umsteigen werden. Das gelingt zum einen durch mehr Effizienz (Verlagerung der RB81-Leistungen als S4 auf die S-Bahn-Gleise), andererseits führt aber auch an zusätzlichen Kapazitäten kein Weg vorbei. Hierfür gibt es verschiedene Überlegungen und Pläne: Nutzbarmachung des Gleises 9 für den Personenverkehr durch Bau eines Bahnsteigs auf dem Planung von Gleis 10. Bau eines weiteren S-Bahn-Tunnel-Bahnsteigs unter dem Hachmannplatz, parallel zum vorhandenden S-Bahn-Tunnelbahnsteig (heute Gleise 1 und 2), so dass die heutigen Gleise 3 und 4 für den Regional- und Fernverkehr nutzbar gemacht werden können. Bau eines Bahnsteigs an einem wieder zu errichtenden Gleis 15. Verkürzung des heutigen Bahnsteigs III, so dass das Gleis 7 auch von Harburg aus erreichbar ist. Auch zusätzliche Bahnsteige in großer Tieflage wurden schon untersucht. Diese müssten allerdings noch deutlich tiefer liegen. In einem Ausschussbericht heißt es dazu: “Eine dort angelegte Verkehrsstation würde somit zwischen 40 und 50 Meter tief liegen und müsste, um die volle Flexibilität gewährleisten zu können, mindestens viergleisig gebaut werden.” Der Verkehrsausschuss hat sich im Zusammenhang mit dem Verbindungsbahnentlastungstunnel mehrmals mit dem Thema befasst, Material dazu finden Sie z.B. hier:
https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/83290/22_030_wort_protokoll_der_oeffentlichen_sitzung_des_verkehrsausschusses
https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/78886/22_07316_bericht_des_verkehrsausschusses_ueber_die_selbstbefassung_zum_thema_verbindungsbahnentlastungstunnel
Für eine Erweiterung der Kapazität des Hauptbahnhofs müsste der Bund als Eigentümer der Deutschen Bahn AG aufkommen. Ob er bereit und in der Lage ist, solche Milliardeninvestitionen zu stemmen, ist derzeit leider unklar. Nichts zu tun, ist allerdings keine Lösung.
Sehr geehrter Herr Buschhüter, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Das liest sich interessant und die Arten der Erweiterung scheinen sinnig und durchdacht zu sein. Schauen wir, was die Zukunft bringt.
Der Bau eines weiteren S-Bahn-Tunnel-Bahnsteigs unter dem Hachmannplatz würde imho vile Sinn machen. Ein 40 bis 50 Meter tiefer unterirdischer Erweiterungsbahnhof ist natürlich eine Hausnummer und ambitioniert. Ich kann verstehen, dass so etwas grenzwertig in der Umsetzung wäre, vor allem finanziell.
Vielen Dank für Ihr Feedback.
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
ebenso Dank von mir für den Link. Was mich etwas verwundert ist, dass keine Ersatzhaltestellen diskutiert werden. Hamburg hat 2 Mio Einwohner, dass da ein einziger Hauptbahnhof nicht reicht, liegt doch auf der Hand. Das kleinere München hat München Pasing und München Ost, das etwas grössere Berlin, B Südkreuz, Gesundbrunnen, Spandau und notfalls auch noch den Bahnhof Zoo (aktuell nicht vom FV frequentiert) und das Ostkreuz. Hamburg hat immerhin Altona und Harburg, aber Altona will man schließen, weshalb 70% der bekanntlich faulen Fahrgäste gleich sitzen bleiben und zum Hbf durchfahren werden, anstatt für eine Station nach Diebsteich umzusteigen und Harburg ist vom Zentrum zu weit weg.
Der optimale Entlastungsbahnhof wäre aus meiner Sicht Barmbek, dort bestünden sehr gute Umsteigebeziehungen zu S- und U-Bahn, aber tja – leider wurde da schon lange geschlafen und ein Ausbau des immerhin schon vorbeiführenden Gütergleises auf 2 Gleise, das natürlich auch von ICEs genutz werden könnte, wurde gerade erst frisch – von den Anliegern abgelehnt. Aus meiner Sicht wäre das die billigste Maßnahme gewesen – dadurch bekäme man zB auch fast alle Flugreisenden aus dem Hauptbahnhof raus. Was aufgrund deren großer Reisekoffer und des begrenzten Platzangebotes auf den eher schmalen Bahnsteigen des Hauptbahnhofs schon ein großer Vorteil wäre.
Ein weiterer guter Verknüpfungspunkt wären die Elbbrücken. Dort wurde ein futuristischer S-Bahnhalt samt Übergang zur Hochbahn eingeweiht – aber REs und ICEs rauschen daran vorbei. Wieso? Gut – aktuell ist dort wenig Platz, aber die Brücken sollen erneuert werden, wäre nett, wenn es dort in ein paar Jahrzehnten (schneller wird es kaum gehen) einen Fernbahnhalt gäbe. Setzen sie sich bitte dafür ein. Der Hauptbahnhof wird in jedem Fall immer überquellen, schließlich ist es erklärtes Ziel aller Parteien die Fahrgastzahlen zu erhöhen. Anstatt den Kessel aber durch immer komplizierte Anbauten immer weiter zu vergrößern, sollte man besser versuchen Druck aus dem Kessel zu nehmen.
Mittel/Kurzfristig könnte man auch noch eine Verbindung von 2System-Sbahnzügen untersuchen, die von Harburg über die Güter-Verbindungsbahn in Richtung Barmbek fahren, vor dem Halt dort aber durch eine zu bauende Weichenverbindung auf die Sbahngleise wechseln und dann den bereits vorhandenen SBahnsteig nutzen könnte.
Viel Erfolg in jedem Fall
AM
Das Problem ist, dass es in Deutschland keinen Bahninfrastrukturfond gibt analog wie in der Schweiz. Pro Einwohner und Jahr investiert die Schweiz 450 CHF (ca. 480 €) in die Bahn und Deutschland nur 114 €.
Unser Vorschlag ist, dass in Deutschland ein Bahninfrastrukturfond eingerichtet wird, aus dem zweckgebunden alle Maßnahmen zum Erhalt und Ausbau der Eisenbahn finanziert werden, also alle Maßnahmen für EBO-Projekte (Eisenbahn Bau- und Betriebsordnung). Aus dem bestehenden GVFG-Topf würden dann nur noch BOStrab-Maßnahmen finanziert werden, also U-Bahnen, Straßenbahnen und Stadtbahnen.
Mit so einem Bahninfrastrukturfond sind dann in der Schweiz alle politisch beschlossenen Projekte komplett durchfinanziert, d.h. der Schweizer Step 2035 wird konsequent umgesetzt und 2037 fertiggestellt werden. In Deutschland ist im Gegensatz dazu der Bundesverkehrswegeplan lediglich eine wünsch-dir-was-Liste, die um den Faktor 5 unterfinanziert ist.
Was Hamburg anbetrifft, müsste im Lastenheft eines unterirdischen viergleisigen Ergänzungsbahnhofes Hamburg Hbf (tief) insbesondere eingearbeitet werden, dass von allen drei Destinationen Bremen, Hannover und Berlin jeweils ohne Fahrtrichtungswechsel Richtung Westerland (Sylt), Kiel, Flensburg und Lübeck gefahren werden kann und durch eine Viergleisigkeit gegenseitige Zuganschlüsse am selben Bahnsteig realisiert werden können. Des Weiteren müssen alle Verkehrsrelationen höhenfrei ausgeführt werden, damit die Züge problemlos die Fahrrichtungen bedienen können und ausgekreuzt werden ohne andere Züge zu behindern. Beim künftigen unterirdischen viergleisigen Ergänzungtiefbahnhof Frankfurt (Main) Hbf wird das zum Glück realisiert werden und sowohl die nordmainische als auch die südmainische Strecke höhenfrei angebunden werden.
Im Hinblick auf die Anschlüsse in den Vollknoten des Integralen Taktfahrplans sollten die Fahrzeiten zwischen Hamburg Hbf und Berlin Hbf auf 85 Minuten (Kantenzeit 90 Minuten), Hamburg Hbf und Bremen Hbf auf 42 Minuten (Kantenzeit 45 Minuten mit Halbstundentakt Hamburg – Bremen – Dortmund), Hamburg Hbf und Hannover Hbf auf 53 Minuten (Kantenzeit 60 Minuten) festgelegt werden.
Allerdings sehe ich in Deutschland – im Gegensatz zur Schweiz – den politischen Willen nicht, fundamentale Eisenbahnausbauprogramme umzusetzen. Läge Norddeutschland in der Schweiz, dann hätte man sicherlich schon längst komplette Neubaustrecken zwischen Dortmund, Bremen und Hamburg einerseits sowie Hannover und Hamburg andererseits realisiert. Das Frankfurt (Main) so einen gut geplanten Ergänzungshauptbahnhof bekommen wird, muss man wohl als politischen Glücksfall ansehen, der nicht so ohne weiteres auch in Hamburg eintreten wird.
Da der Tiefbahnhof Hamburg Hbf ca. 40 Meter unter dem Meeresspiegel läge und wegen der Maximalneigung von 12,5 Promille müsste man die Tunnelrampen für Hamburg Hbf (tief) bereits bei Veddel (Richtung Bremen und Hannover) sowie Tiefstack (Richtung Berlin) beginnen lassen; in Richtung Norden wäre technisch eine Einschleifung wohl erst bei der Wandsbeker Chaussee (Richtung Lübeck) bzw. Sternschanze (Richtung Westerland, Kiel und Flensburg) möglich. Hinzu kommen die notwendigen unterirdischen Überwerfungsbauwerke am Südkopf und Nordkopf um die Fahrstraßenkonflikte zu vermeiden.
Aus den Erfahrungen vergleichbarer Großprojekte (direkte Fußgängertunnel zwischen U-Bahn und Fernbahn) kann man grob abschätzen, dass dabei mit Investitionsaufwendungen von mindestens 15 G€ zu rechnen ist und selbst bei einer sofortigen politischen Entscheidung – die mitnichten absehbar ist – mit einer Eröffnung nicht vor 2045 zu rechnen sein dürfte. Das geht zudem nur, wenn es auf Bundesebene eine totale Zeitenwende im Hinblick auf eine konsequente Verkehrswende gibt. Nach meiner Einschätzung sieht es danach aber nicht aus; die Parteien wollen bedauerlicherweise viel mehr Geld in die Bundeswehr stecken als in die Eisenbahn, was ich für eine katastrophale Fehlentscheidung halte (die NATO investiert bereits heute 10 mal so viel in das Militär wie Russland und hat zudem mehr als 7 Mal mehr Einwohner).
Gibt es auf dieser Veranstaltung wirklich etwas zu diskutieren oder wird es – wie in der Vergangenheit bei Pochnicht & Hinzmann so häufig – eine selbstherrliche Beweihräucherung von Entscheidungen, die die SPD schon längst getroffen hat und die sie für “alternativlos” hält? Ist es eine Diskussionsveranstaltung oder eine Wahlwerbung-Veranstaltung?
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und auf konstruktive Beiträge zur Diskussion.
Danke für die ehrliche Antwort! Ich hatte gleich geahnt, dass es keine Diskussions-, sondern eine reine Wahlwerbeveranstaltung ist, auf der auch naheliegende Fragen konsequent überhört werden, sofern sie nicht taugen, die Selbstgerechtigkeit einer Partei zu befeuern, die glaubt Hamburg gehöre ihr.
Wenn Sie Ihre Ahnung da mal nicht in die Irre führt… Im Übrigen: Die Stadt gehört uns allen. Wer sie für die nächsten fünf Jahre regiert, entscheiden die Wählerinnen und Wähler am 2. März.
Komisch. Z.Zt. liegt die komplette Baustelle am Luisenhof/Vramfelder Weg still. Warum?????
Mein letzter Sachstand (von Ende Dezember) ist: Die Arbeiten am nordöstlich gelegenen Gehweg Am Luisenhof bis östlich zur Einmündung Bramfelder Weg sind abgeschlossen. Die neu angelegte Einmündung Bramfelder Weg ist bereits bis zur Binderlage fertiggestellt. Im Bereich der nördlich gelegenen Überliegerplätze ist das Regenwassersiel eingebaut. Zurzeit werden im Bereich der gerodeten Fläche westlich der Einmündung Bramfelder Weg die Tragschichten eingebaut und eine provisorische Fahrbahn für die anstehende Bauphase hergestellt.
Gut möglich, dass das beauftragte Bauunternehmen so etwas wie Betriebsferien hat, das weiß ich aber nicht. Es wird hier bald weitergehen. Die Fertigstellung ist für Mitte Oktober 2025 vorgesehen.
Wäre gut wenn auch Praktiker zu Wort kommen
Sie sind herzlich eingeladen, dabei zu sein und Ihre Sicht der Dinge einzubringen.
Vielen Dank für die nette Veranstaltung und die spannenden Antworten auf meine Fragen!
Es freut mich, wenn Sie bei der Hochbahn nachfragen, welchen Hintergrund das E-Scooter Verbot in U-Bahnen, bei gleichzeitiger Erlaubnis in S-Bahnen (City-Tunnel), hat.
LG
Lukas
Vielen Dank für Ihr positives Feedback. Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich zum E-Scooter-Verbot in U-Bahnen etwas in Erfahrung gebracht habe.