Die rund 60 km lange Bahnstrecke zwischen Lübeck und Hamburg soll von Juli bis Dezember 2027 generalsaniert werden. Die Generalsanierung soll den Gleiskörper, die Leit- und Sicherungstechnik, konstruktive Ingenieurbauwerke und den Kabeltiefbau umfassen, ggf. auch Maßnahmen an bestehenden Bahnübergängen. Für die Generalsanierung muss die Strecke für fünf Monate totalgesperrt werden. Dies erfuhr der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter durch eine Kleine Anfrage an den Senat.
Mit der Generalsanierung sollen die notwendigen Bauarbeiten zur Instandsetzung der Infrastruktur möglichst schnell und effizient durchgeführt werden, weshalb sie nicht “unter rollendem Rad” erfolgen können. Hiervon verspricht sich die Bahn auch Synergieeffekte für die im Bau befindliche neue S-Bahn-Linie S4, für die eine Teilinbetriebnahme bis Rahlstedt Ende 2027 vorgesehen ist. Der durch die Generalsanierung mögliche komprimierte Bauablauf verringere die Vorhaltezeit und damit die Kosten für das S4-Projekt. Auch die Sperrpausen-Bedarfe würden durch die Generalsanierung reduziert. Im Zuge der Totalsperrung für die Generalsanierung sei eine bessere und effiziente Abwicklung des S4-Projekts möglich.
Das Verkehrskonzept sieht derzeit vor, den Güter- und Regionalverkehr über die Strecke Lübeck – Büchen durchzuführen; inwieweit die Strecke dafür zuvor ertüchtigt werden muss, werde derzeit noch ermittelt. Die Fahrgäste der RB81 müssen sich hingegen wohl auf fünf Monate Schienenersatzverkehr einstellen, bis dann ab Dezember 2027 die S4 im 10-Minuten-Takt Rahlstedt mit der Hamburger City verbinden wird.
“Die Generalsanierung und die dafür notwendige Totalsperrung der Strecke wird Pendler und Reisende fünf Monate lang auf eine harte Probe stellen. Für die RB81 wird es solange einen leistungsfähigen und attraktiven Schienenersatzverkehr geben müssen. Auf der anderen Seite können baubedingte Einschränkungen so aber insgesamt reduzieren werden. Auch für den Ablauf der S4-Bauarbeiten ergeben sich große Vorteile, in zeitlicher wie finanzieller Hinsicht. Die Rahlstedterinnen und Rahlstedt können sich auf die Teilinbetriebnahme der S4 Ende 2027 bis Rahlstedt freuen. Die S4 wird von da an Hamburgs einwohnerstärksten Stadtteil im 10-Minuten-Takt mit der Hamburger City verbinden”, sagt Buschhüter.
Ursprünglich war die Generalsanierung der Strecke Lübeck-Hamburg erst später geplant, nach Abschluss der Bauarbeiten für die S4. Durch das Vorziehen der Generalsanierung auf das Jahr 2027 wird der Gesamtsperrzeitbedarf zwischen 2027 und 2029 deutlich reduziert und Baufreiheit für die Folgejahre geschaffen.
Im Zuge der Generalsanierung soll die Strecke auch mit ETCS-Technik ausgestattet werden. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass ab Inbetriebnahme des Fehmarnbelttunnels die gesamte Strecke von Puttgarden bis Hamburg durchgängig mit ETCS-Technik befahren werden kann. ETCS (European Train Control System, zu deutsch: Europäisches Zugbeeinflussungssystem) ist ein wesentlicher Bestandteil des zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems. Es soll langfristig die mehr als 20 verschiedenen Zugbeeinflussungssysteme in Europa ersetzen. Diese Standardisierung ermöglicht, die sicherungstechnische Ausrüstung der Züge auf den transeuropäischen Netzen (TEN) stark zu vereinfachen und ein einheitliches, hohes Sicherheitsniveau der Infrastruktur zu gewährleisten.
Die Bahnstrecke Lübeck-Hamburg (“Strecke 1120”) wurde im Jahre 1865 eingleisig in Betrieb genommen und bereits kurze Zeit später, bis 1878, vollständig zweigleisig ausgebaut. Derzeit laufen neben der Bestandsstrecke die Bauarbeiten für ein weiteres Gleispaar bis Ahrensburg (“Strecke 1249”), auf dem ab 2027 (Teilinbetriebnahme bis Rahlstedt) beziehungsweise 2029 (Gesamtinbetriebnahme) die neue S-Bahn-Linie S4 fahren wird.
Schriftliche Kleine Anfrage “Generalsanierung der Strecke 1120 (Lübeck – Hamburg)” und Antwort des Senats vom 22, September 2023 (Drucksache 22/12958): https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/84930/generalsanierung_der_strecke_1120_luebeck_hamburg.pdf
Beitragsbild: Foto und Copyright: Christian Hinkelmann, http://www.bahn-bus-bilder.de
Wie wäre es mit einem 2-gleisigen Ausbau der U1 nach Großhansdorf? Dann könnte die U1 für Ahrensburg auch noch einige Kapazitäten bereitstellen und somit ein besseres Angebot für Ahrensburg darstellen, als die RB81 es jetzt tut. Sollte es dann noch zu Störungen auf der Lübecker Strecke kommen, können die Ersatzbusse in diesem Fall auch noch in Ahrensburg-West halten und einen Übergang zur U1 herstellen. Fallen RE8 / RB81 aus, fährt die U1 immer noch zwischen Hamburg Hauptbahnhof und Ahrensburg West.
Ich glaube nicht, dass das etwas ist, was bis zur Totalsperrung der Strecke Lübeck – Hamburg im zweiten Halbjahr 2027 umsetzbar wäre. Im Übrigen müsste sich der Kreis Stormarn als weit überwiegend zuständiger Aufgabenträger dafür entscheiden und wohl auch die Finanzierung dafür sicherstellen, ggf. unter Einwerbung von Bundesmitteln.
Wie gut können denn jetzt noch die (bereits planfestgestellten) Bauabläufe für die S4 umgeplant werden?
Kann durch die Generalsanierung auch die Verlegung vom Bahnhof Rahlstedt verkürzt werden?
Einen Planfeststellungsbeschluss gibt es bislang ja nur für den Abschnitt 1 (Hasselbrook – Luetkensallee), ggf. wird man Pläne in einem vereinfachten Verfahren anpassen, soweit erforderlich. Zu Auswirkungen der Generalsanierung auf die geplante provisorische Verlegung des Bahnhofs Rahlstedt kann ich noch nichts sagen, das ist noch in der Prüfung. Aber die Frage drängt sich natürlich auf.
Hallo Herr Buschhüter,
danke für die Erläuterung der konkret geplanten Teil-IBN! Ich hatte mich auch schon gefragt, wie der Betrieb nördlich von Rahlstedt laufen soll.
Dies bedeutet aber auch, dass die Züge, die im RB81-Takt (inkl. Verstärkertakt, also in der HVZ ca. jeder zweite Zug?!) aus Norden kommen, auch weiterhin von der Pünktlichkeit der RE8/80 abhängig sind. Die S4-Züge ab/bis Rahlstedt sind davon ja dann nicht betroffen. Gibt es dazu schon ein Betriebskonzept/Bildfahrplan, oder ist das noch zu früh?
Viele Grüße
A. Dilba
Ja, während der Übergangszeit zwischen Teil- (Ende 2027) und Gesamtinbetriebnahme (Ende 2029) ist das Risiko, dass Verspätungen vom Fern- in das S-Bahn-Netz eingeschleppt werden, größer. Je mehr eigene Infrastruktur für die S4, desto besser. Deswegen ist in den Fahrplan-Entwürfen, die ich bislang gesehen habe, für die Übergangzeit in Rahlstedt ein Fahrplanpuffer von 3 Minuten für die von Norden kommenden S4-Züge vorgesehen. Allerdings wird die Fernbahnstrecke Ende 2027 dann ja auch generalsaniert sein, und damit darf man die Hoffnung verbinden, dass infrastrukturelle Störungen dann nur noch in sehr viel geringerem Maße auftreten, als das jetzt der Fall ist.
Das mit dem RB81-Takt darf man auch nicht wörtlich nehmen. Derzeit fährt die RB81 in den Hauptverkehrszeiten mit den Verstärkerzügen ja tatsächlich in einem weitestgehend starren 15-Minuten-Takt. Das passt nicht zur S4, so dass es in der Übergangszeit auf einen 20-Minuten-Takt zwischen Rahlstedt und Ahrensburg hinauslaufen wird. Ein paar mehr Informationen gibt es aber in dieser Bürgerschaftsdrucksache: https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/80380/verkehrsleistung_s4_rb81_vertragsergaenzung_s_bahn_verkehrsvertrag_3_aenderungsvereinbarung.pdf
Guten Morgen Ole!
Es ist sehr positiv, solche sachlichen Informationen zu erhalten, dann ist man als Nutzer des RB81 wenigstens in der Lage, zu verstehen und teilzunehmen.
Ich bin kein Kritiker der Bahn, im Gegenteil fahre ich damit gerne und öfters. Möchte dir jedoch mitteilen, dass wir (meine Frau und ich) am 29.9. morgens um 10 nach 7 am Gleis 1 standen und auf den RB81 gewartet haben, mit immer mehr weiteren Nutzern. Wir mussten zum Hauptbahnhof zum ICE Anschluss nach Basel (Zugbindung) und wurden nun in Rahlstedt am Gleis stehend, laufend vertröstet! 2xRB81 Ausfall! 1xZug defekt. 1xkein Personal. Wir schafften es mit dem 3.Zug gerade noch rechtzeitig. Aber angenehm ist das nicht. V. Gr. KH.H.
Danke für das Feedback. In der Tat muss die Bahn deutlich besser werden, mit Blick auf Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Und nicht immer sind Störungen der Infrastruktur das Problem. Defekte Loks und Waggons sowie Personalmangel tragen, wie von dir beschrieben, genauso zum Bild bei, das die Bahn derzeit abgibt. Den Zielen der Mobilitätswende, deutlich mehr Verkehr auf der Schiene statt auf der Straße, ist das nicht dienlich. Das muss sich dringend ändern, damit die Bahn zum Motor der Mobilitätswende wird.
Moin, eine kurze Frage mal zum Ausbau. Wenn ab Dez2027 die S-Bahn fährt, aber noch nicht weiter hoch nach Ahrensburg/Lübeck…wird Rahlstedt dann für einen Moment lang zur RE Haltestelle?
Oder muss zukünftig jeder erstmal mit der S Bahn zum Hbf, und dann in der Gegenrichtung RE fahren?
Liebe Grüße
Danke für die Nachfrage. Der Begriff Teilinbetriebnahme muss erklärt werden: Er bezieht sich nur auf die Infrastruktur, die bis dahin bis Rahlstedt fertiggestellt sein soll. Die S4 wird daher nur bis Rahlstedt bereits im 10-Minuten-Takt fahren können, zwischen Rahlstedt und Bad Oldesloe wird die S4 dann aber auch schon fahren, mangels eigener Gleise hier bis zur Gesamtinbetriebnahme aber nur im Umfang der heutigen RB81-Leistungen. Dafür wird es im Bahnhof Rahlstedt eine provisorische Weichenverbindung zwischen der S-Bahn- und der Fernbahnstrecke geben.