Das ging schnell: Der Verbindungsweg zwischen der Rahlstedter und der Loher Straße, von manchen “Doktorstieg” genannt, darf wieder genutzt werden. Die Schilder “Privatweg – Befahren und Begehen verboten” wurden vor Kurzem wieder abgebaut. Es verbleibt der Hinweis auf die Nutzung auf eigene Gefahr, weil hier kein Winterdienst erfolgt. Der Weg wird gleichwohl rege genutzt, wie die Spuren im Schnee erkennen lassen.
Hier der ursprüngliche Beitrag vom 17. Dezember 2023:
Befahren und Begehen verboten: “Doktorstieg” in Alt-Rahlstedt privatisiert?
Am Verbindungsweg zwischen der Rahlstedter und der Loher Straße, manchen aus früheren Zeiten noch als “Doktorstieg” bekannt, prangen seit kurzem Schilder: “Privatweg – Befahren und Begehen verboten”. Was ist da passiert? Hat die Stadt den 185 Meter langen Fußweg etwa an Private verkauft, die kurzerhand die Benutzung des Weges verboten haben? Nein, der Weg gehört weiterhin der Stadt. Dass sie aber neuerdings dessen Benutzung verbietet, findet der Rahlstedter SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter nicht in Ordnung.
Der schmale Verbindungsweg befand sich bis 2021 im Verwaltungsvermögen Tiefbau des Bezirksamts Wandsbek und wurde dann in das Allgemeine Grundvermögen der Finanzbehörde umgebucht, erfuhr Buschhüter auf Nachfrage vom Bezirksamt Wandsbek. Angeblich war das Grundstück jahrzehntelang dem falschen Anlagevermögen zugeordnet, dieser Fehler sollte korrigiert werden. Doch damit nahm das Unheil seinen Lauf.
Zwei Jahre später, im August 2023, wurde der Verbindungsweg dann plötzlich vom Bezirksamt auch noch wegerechtlich “entwidmet”, weil er angeblich für den allgemeinen Verkehr entbehrlich ist. Seitdem handelt es sich um einen so genannten Privatweg, auch wenn er weiterhin der Stadt gehört. Dies wiederum veranlasste die Straßenverkehrsbehörde (Polizei), die bis dahin dort angebrachten Gehweg-Schilder “wegzuordnen”, woraufhin wiederum der Bauhof des Bezirksamts die Schilder abbaute. Die alten Schilderpfosten blieben wohlweislich stehen, denn nun kam der mittlerweile zuständige Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) zum Zuge, der an eben diesen Pfosten neue Schilder anbrachte: “Privatweg – Befahren und Begehen verboten”, aber auch “Achtung! Kein Winterdienst. Benutzung auf eigene Gefahr!”. Ein gewisser Widerspruch, denn der Hinweis auf die Benutzung auf eigene Gefahr ist ja überflüssig, wenn der Weg sowieso nicht befahren und begangen werden darf. Alles nur eine Behörden-Posse?
“Der Verbindungsweg wird von Fußgängerinnen und Fußgängern gerne genutzt. Die Stadt will das Zu-Fuß-Gehen fördern. Da passt es nicht ins Bild, Verbindungswege einfach zu sperren und dem Fußgängerverkehr zu entziehen. Dass der Weg entbehrlich sein soll, kann ohnehin keiner nachvollziehen. Ich habe daher an die Finanzbehörde geschrieben und die Erwartung formuliert, dass der Weg wieder uneingeschränkt von Fußgängerinnen und Fußgängern genutzt werden darf”, sagt Buschhüter. Eine Antwort steht noch aus.
Der “Doktorstieg” ist bereits in Planwerken aus den frühen 1950er Jahren eingezeichnet und wahrscheinlich noch deutlich älter. Eine offizielle Benennung des Weges ist nie erfolgt, warum er umgangssprachlich “Doktorstieg” genannt wird, konnte nicht ergründet werden. Der Bebauungsplan Rahlstedt 12 aus dem Jahre 1969 sieht hier sogar eine öffentliche Grünanlage vor, die den Hohenhorst-Grünzug mit dem Jugendpark Rahlstedt und dem Wandse-Grünzug verbinden sollte. In diesem Kontext sind auch die beiden Verbindungswege von der Rahlstedter Straße zur Iduna-Siedlung am Ellerneck zu sehen, wo ein Anschluss an den Hohenhorst-Grünzug besteht. Die für die einst geplante Grünanlage vorgesehenen Flächen wurden nur teilweise von der Stadt erworben, teilweise wurden sie zwischenzeitlich bebaut, die Grünanlage als solche wurde nie realisiert. Aber immerhin existieren die schmalen Verbindungswege und werden auch gerne genutzt. “Wenigstens dabei sollte es bleiben”, findet Buschhüter.
Danke für die mal schnelle Erledigung!!!
Bleibt nur noch die alte Lackfabrik
zu erledigen.Feiert bald 25 Jahre
Behörden Posse.
Gutes neues Jahr wünscht
Ewald Twachtmann
In der Tat, die alte Lackfabrik ist immer noch und schon viel zu lange auf der Agenda. Hier sind es allerdings die Eigentümer, die foul spielen.
Da die Definition “Privatweg” an sich schon falsch ist, da es sich nachweislich um Stadteigentum (also letztlich Bürger/Steuerzahlereigentum) handelt, würde ich die Schilder
mit Freude ignorieren und den Weg wie gewohnt nutzen.
Danke für Ihre Recherche und Aufklärung der verrückten Hintergrundgeschichte.
Ich wünsche Ihnen und allen Lesern ein gutes neues Jahr!
Die Schilder “Privatweg – Befahren und Begehen verboten” wurden vor ein paar Tagen wieder abgebaut. Die Behörde hat auf die Kritik schnell reagiert. Nun warnen nur noch Schilder vor der Benutzung auf eigene Gefahr, da hier kein Winterdienst erfolgt. Damit kann man ja leben, einen Winterdienst hatte es hier auch zuvor nie gegeben.
Hallo Herr Buschhüter,
danke für die schnelle Antwort!
Sicherlich waren viele Menschen eingeschüchtert von den
sinnfreien Schildern und haben lange Umwege in Kauf genomen.
Umso schöner zu lesen, dass die Behörde in dem Fall schnell reagiert hat. 🙂
Beste Grüße
Henry
DAS ist ja suuuuper…..Dankeschön für die Info
Hallo Herr Buschhüter,
der “Doktorstieg” ist im Übersichtsplan der Gemeinden Alt- und Neurahlstedt, Oldenfelde, Meiendorf und Tonndorf-Lohe von 1919 eingezeichnet. Ebenfalls eingezeichnet ist er in der Frauen’s Spezialkarte des Gemeindebezirk Rahlstedt von 1931. Hier ist ist auch der Gasthof Köster markiert. An dessen Stelle, in der Rahlstedter Straße 29, residiert heute die Parkresidenz. Den Weg bin ich durchaus gegangen, auch in der Dunkelheit.
Hallo Herr Becker, vielen Dank für Ihre wertvollen Hinweise zur Geschichte des “Doktorstiegs”. Spannend, was das Stadtteilarchiv des Bürgervereins Rahlstedt dazu alles auf Lager hat. Viele Grüße, Ole Thorben Buschhüter
Hallo Herr Buschhüter,
noch eine kleine Ergänzung: bis 1927 gehörte der Doktorstieg zur Gemeinde Tonndorf-Lohe. 1927, bei der Gründung der Gemeinde Rahlstedt wurden Teile von Tonndorf-Lohe, überwiegend Lohe, der Gemeinde Rahlstedt “zugeschlagen”. Der Übersichtsplan von 1919 bezieht Tonndorf-Lohe mit ein.
Bis 1927 durchquert die heutige Rahlstedter Straße 3 Gemeinden: Tonndorf-Lohe, etwa ab Ellerneck Altrahlstedt und, ab der heutigen Mecklenburger Straße Neurahlstedt. Bis 1927 hieß sie Lübeckerstraße in jedem dieser Gemeinden.
Beste Grüße
Steffen Becker
Vielen Dank, Herr Becker, für die interessante Ergänzung.
Moin Herr Buschhüter,
in meiner Funktion beim Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung kann ich zu dem Doktorstieg folgendes schreiben: Der Doktorstieg (namentlich erwähnt) taucht bereits bei der Grundsteuerurvermessung aus dem Jahre 1870 der Gemarkung Tonndorf Lohe Flur 3 Blatt 2 als eigenständiger Weg auf. Später wurde das Gebiet umgemarkt und gehört jetzt zur Gemarkung Alt-Rahlstedt Flur 9 Blatt 3. Bei der Fluren handelt es sich um alte Bezeichnungen. Diese sind heute in Hamburg nicht mehr gebräuchlich. Die Funktion dieses Weges kann früher der Weg zur Kirche über die große Fläche zwischen der heutigen Loher Straße und der Rahlstedter Straße gewesen sein. Sozusagen eine Abkürzung (Wegerecht) über die Felder. Das war nicht unüblich und ist so in Teilen Hamburg noch immer zu finden. In den Vier- und Marschlanden hieß so ein Weg Karkstegel. Herzliche Grüße und bis zum nächsten Treffen in der R81 Stefan Scheemann
Lieber Herr Scheemann,
vielen Dank für Ihren Beitrag und Ihr eigene Recherche zur Geschichte des “Doktorstiegs”. Sehr spannend, was es alles gibt!
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter
Moin Herr Buschhüter,
es ist hier mal wieder Bürokratismus am Werk!
Hinter jeder Aktion der Verwaltung steht ein Mensch!
Nennen Sie doch mal den Namen, der den Blödsinn
verzapft hat.
Gruß K-H Böttger
Welcher Verwaltungsmitarbeiter bzw. welche Verwaltungsmitarbeiterin ganz konkret auf diese Idee gekommen ist, ist mir nicht bekannt. Wenn ich es wüsste, würde ich hier aber auch niemanden an den Pranger stellen wollen. Entscheidend ist, dass die Entscheidung auf den Leitungsebenen jetzt zügig korrigiert wird.
Dies ist nicht der einzige “Unsinn” im Bereich Rahlstedt-Oldenfelde-Meiendorf.
Ich verweise auf die blödsinnige Situation Bekassinenau/Fünfstück. Fußgängerweg ist zum schmalen 50 cm breiten Plattenweg verengt. Mit dem Kinderwagen, Rolllator nicht zu begehen/ zu befahren. Barrierefrei als Lachnummer. Herr Buschhüter hat sich drum gekümmert. “Da es ein Erbgrundstück ist, ist eine Enteignung im Sinne des Allgemeininterersses” kompliziert und nicht einfach durchzusetzen. Schon seit Jahren. D.h. uns als SPD-Partei ist es wurscht was passiert. Ähnlich wird es beim Doktorstieg passieren. Buschhüter aktiv nennt man das. Oder ist es die Vizetagspräsidentin im Pyritzer Stieg die darüber lacht-
Etwas polemisch, Ihr Beitrag, finde ich. Der fehlende Geh- und Radweg an der Ecke Bekassinenau/Fünfstück ist in der Tat ein großes Ärgernis. Ich setze mich dafür ein, dass dieses Trauerspiel endlich beendet wird. Das Bezirksamt steht Gewehr bei Fuß, hier einen Geh- und Radweg anzulegen und den vorhandenen im weiteren Verlauf zu sanieren, sobald die Stadt über den erforderlichen Grundstücksstreifen verfügt. Das Problem ist, dass sich der Eigentümer trotz mehrmaliger Anläufe weigert, den benötigten Grundstücksstreifen an die Stadt zu verkaufen. Das Bezirksamt Wandsbek hat beim Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen daher die Enteignung beantragt. Die Sache läuft.