Viele von Ihnen haben mich in den letzten Wochen auf die Heizungsfrage angesprochen. Viele fragen nach Fernwärme. Nun ist klar: Das Gebäudeenergiegesetz wird eng mit dem Herzstück der sozialdemokratischen Wärmewende, der kommunalen Wärmeplanung, verzahnt. Die häufigsten Fragen und Antworten zum Thema Fernwärme in Rahlstedt, Oldenfelde und Meiendorf habe ich hier zusammengestellt. Die Fragen und Antworten werden laufend fortgeschrieben:
Gibt es in Rahlstedt, Oldenfelde und Meiendorf Fernwärme?
Ja. Der Stadtteil Rahlstedt liegt im Verbundnetz Ost des Fernwärmebetreibers HanseWerk Natur GmbH. Wo bereits Leitungen liegen, kann dem Wärmekataster entnommen werden, das hier unter folgendem Link eingesehen werden kann: https://www.geoportal-hamburg.de/geo-online/?Map/layerIds=19969,15277&visibility=true,true&transparency=0,0&Map/center=[576198.036091688,5939257.038903473]&Map/zoomLevel=5
Was hat es mit der Kommunalen Wärmeplanung auf sich?
Die Kommunale Wärmeplanung wird aufzeigen, welche Wärmeversorgung zukünftig in den jeweiligen Gebieten / Quartieren für wen möglich sein wird. Damit wird transparent, wer sich z.B. an ein Fernwärmenetz anschließen kann, wo Wärmenetze existieren oder möglich sind, wo für einzelne Gebäude Lösungen entwickelt werden können oder müssen (z.B. mit Wärmepumpen) und ob es künftig ein klimaneutrales Gasnetz geben wird. Auf Grundlage der Kommunalen Wärmeplanung kann grundsätzlich entschieden werden, welche vor Ort angebotene Lösung für die jeweils örtliche Situation am besten ist.
Für Hamburg muss die Kommunale Wärmeplanung bis 2026 verbindlich vorliegen. Es wird angestrebt, schon vorher für Klarheit zu sorgen.
Wird das Fernwärmenetz weiter ausgebaut?
Ja. Derzeit erfolgt ein Ausbau zum Anschluss der neuen Gewerbegebiete Victoriapark und Minvervapark, daneben werden einige Schulen angeschlossen. Außerdem wird derzeit in der Berner Straße eine Transportleitung verlegt, um die SAGA-Siedlung Wildschwanbrook/Nordlandweg an das Verbundnetz anschließen zu können. Eine konkrete Ausbauplanung auf Stadtteilebene im Rahmen der Kommunalen Wärmeplanung befindet sich derzeit in der Erarbeitung.
Wie lauten die Emissionsfaktoren dieses Fernwärmenetzes?
59 Prozent der Wärme im Fernwärme-Verbundnetz Hamburg-Ost stammen aus der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld. Hierbei handelt es sich um industrielle Abwärme. Das Netz weist nach Darstellung des Wärmenetzbetreibers HanseWerk Natur folgende günstige Emissionsfaktoren auf (Stand 2021):
- CO2-Faktor nach AGFW: 53g/kWh (Vergleich Gasheizung ~200g/kWh)
- Primärenergiefaktor: 0,34
HanseWerk Natur strebt an, das Fernwärmenetz bis 2030 vollständig zu dekarbonisieren.
Wie lauten die aktuellen Konditionen für Fernwärme?
Die aktuellen Wärmelieferkonditionen der HanseWerk Natur GmbH im Verbundnetz Ost sind hier online einsehbar: https://www.hansewerk-natur.com/content/dam/revu-global/hansewerk-natur/Files/Service/Waermepreise/Hamburg_VerbundOst_Preisblatt.pdf
Kann ich mich anschließen?
Wo ein Fernwärmeanschluss möglich ist, wird erst die Kommunale Wärmeplanung aufzeigen. Ein Fernwärmeanschluss kommt vor allem für große Wärmeabnehmer in Frage, also größere Siedlungen mit Mehrfamilienhäusern, ggf. auch Reihenhaussiedlungen. Wirtschaftlich interessant sind Gebiete mit einem jährlichen Wärmebedarf von 300 MWh oder mehr pro Hektar bzw. 1,3 MWh pro Meter Netzlänge. Der Anschluss von Einfamilienhäusern dürfte in den allermeisten Fällen hingegen unwirtschaftlich sein.
Die Umweltbehörde hat am 6. Februar 2024 eine Wärmenetzeignungskarte veröffentlicht, die aufzeigt, wo es bereits Fernwärmenetze gibt, wo ein Ausbau bzw. Neubau möglich erscheint und wo aus wirtschaftlicher Sicht nicht. Sie gibt Hauseigentümerinnen und -eigentümern damit eine erste Orientierung, um die für sie am besten geeignete Wärmeversorgung zu identifizieren. Die Wärmenetzeignungskarte ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zur kommunalen Wärmeplanung, die bis spätestens Mitte 2026 vorgelegt werden soll.
In den nächsten Schritten zur Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung werden die Wärmenetzeignungsgebiete unter anderem mit den in Hamburg tätigen Wärmenetzbetreibern abgestimmt. Dabei soll herausgearbeitet werden, welche Ausbauplanungen und konkrete zeitliche Ausbaukorridore für diese Eignungsgebiete vorgelegt werden können.
Direkt zur Wärmenetzeignungskarte: https://geoportal-hamburg.de/geo-online/?Map/layerIds=1043,29061&visibility=true,true&transparency=0,0&Map/center=[580516.0337599674,5939757.350143108]&Map/zoomLevel=4
Die Wärmenetzeignungskarte wird noch weiterentwickelt und mit konkreten Informationen zur Ausbauplanung der verschiedenen Wärmenetzbetreiber angereichert. Dann wird auch die Fernwärmeleitung, die gerade in der Berner Straße verlegt wird, mit in die Karte einfließen. Es ist davon auszugehen, dass dann dicht besiedelte Mehrfamilienhausgebiete im Umfeld dieser Leitung (zum Beispiel der Bereich Nydamer Weg/Nydamer Ring) in die Kategorie „Für Wärmenetze geeignet“ wechseln wird.
Wichtig: Die Wärmenetzeignungskarte sagt nicht aus, ob ein Gebäude tatsächlich einen Wärmenetzanschluss bekommt. Sie zeigt lediglich auf, wo Wärmenetze entstehen könnten und wo wahrscheinlich nicht. Dicht bebaute Gebiete mit hoher Wärmebedarfsdichte sind dabei grundsätzlich eher für die Versorgung über ein Wärmenetz geeignet als dünn besiedelte Gebiete mit vornehmlich Reihen- und Einfamilienhäusern, in denen dezentrale Lösungen geeigneter sind.
Dieser Beitrag wurde am 11. Februar 2024 aktualisiert.
Guten Tag.
Fernwärme ist aus Kostensicht keine Alternative.
Wenn ich die Anschlusspreise aus den Kommentaren meiner Vorredner lese und mir die Preisliste von Eon ansehe gibt es wohl keine Alternative zur Wärmepumpe.
Eon möchte jeden Monat 42 Euro Grundgebühr und über 18 Cent pro kwh Wärme haben.
Mit der Wärmepumpe steigt die Grundgebühr überhaupt nicht (Strom ist schon im Haus) und die kwh liegt unter 10 Cent. (Strompreis pro kwh 35 Cent und COP 3.8)
Die Kosten für einen Fernwärmeanschluss sind umso höher, je länger die Strecke ist, die zwischen der Verbrauchsstelle und der nächsten Fernwärmeleitung zu überbrücken ist. Das relativiert sich, wenn auch die Haushalte dazwischen angeschlossen werden. Fernwärme kann vor allem für größere Geschosswohnungsbau-Siedlungen wirtschaftlich interessant sein. Für Einfamilienhäuser ist Fernwärme nur in seltenen Fällen die beste, weil wirtschaftlichste Wahl. Danke daher für die Beispielrechnung, was die Kosten einer Wärmepumpe angeht.
Ja, tolle Rechnung für ein Einfamilienhaus…Der Strom ist im Haus und kommt aus der Steckdose. Nur ist der weit von 65% nachhaltiger Gewinnung entfernt…
Was sollen denn die zigtausend Mehrfamilienhäuser/Reihenhäuser mit Zentralheizung machen, die sind aktuell vollkommen in einer Umsetzungsmöglichkeit ausgenommen/vergessen worden… oder wie wollen Sie da im laufenden Wohnbetrieb die Heizkörper gegen eine Fußbodenheizung austauschen? Ziehen die Bewohner dann in Container-Dörfer oder Hotels oder reißt man die Häuser ab und baut die neu auf?
Von weit entfernt kann keine Rede sein: Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland liegt aktuell (1. Halbjahr 2023) bereits bei 58 Prozent und er steigt weiter an. Quelle: https://strom-report.com/strom/#:~:text=Der%20Strommix%20im%201.&text=Stromerzeugung%20aus%20konventionellen%20Energieträgern%20geht,drittstärkste%20Energiequelle%20mit%2013%2C4%25
Auch für Mehrfamilien- und Reihenhaussiedlungen gibt es bereits bewährte Möglichkeiten für klimafreundliche Heizungen, ohne dass deshalb gleich überall Fußbodenheizungen eingebaut werden müssen; eine vorhandene Zentralheizung sollte dabei sogar von Vorteil sein.
Leider kommen aus der sozialdemokratischen Politik nur die Schlagworte Wärmepumpe und Fernwärme und kein finanzierbares Konzept zur Umsetzung…
Ich habe ein Angebot beim Fernwärme-Betreiber in Rahlstedt gestellt.
Es müssten ca. 150m Leitung gelegt werden und da betragen alleine die Leitungskosten, die an mich weitergegeben werden müssten 170.000€.
Damit sind wir noch gut bedient, denn inzwischen rechnet man mit 2-3t€ pro Leitungsmeter. Es gibt auch Beispiele wo 10m mit 400t€ zu Buch schlagen sollten…
Hinzukommt, dass der Versorger die für ihn notwendigen Sanierungsmaßnahmen und Umbauten zu nachhaltigen Energieverwendung komplett auf seinen Wärmepreis umlegen kann und der Verbraucher am Tropf hängt und nicht mehr den Anbieter wechseln kann….
Mein Anspruch an die Politik und Regierung ist, dass man sich über solche Fakten informiert und Lösungen für das Volk erarbeitet.
Ihre Erwartungen an die Politik sind völlig berechtigt, ich sehe das genauso. Zum konkreten Fall: Ein Fernwärmeanschluss ist mit hohen Investitionskosten in die Leitungen verbunden, wenn nicht schon eine Leitung direkt vor der Tür liegt. In Ihrem Fall kommt man nur dann zu einer akzeptablen Lösung, wenn auch die Grundstücke, die sich zwischen Ihrem Grundstück und dem jetzigen Ende der Fernwärmeleitung (150 Metern) befinden, komplett oder zumindest überwiegend an die neu verlegte Fernwärmeleitung angeschlossen werden. Dann verteilen sich die Investitionskosten auf viel mehr Schultern. Daher kommt es so sehr auf die Kommunale Wärmeplanung an, die klare Perspektiven eröffnen soll, wo Fernwärme wirtschaftlich möglich ist und wo definitiv nicht. Die Kommunale Wärmeplanung beschränkt sich aber nicht allein auf das Thema Fernwärme. Es geht dabei auch um das Stromnetz und ein klimaneutrales Gasnetz.
Zwischen dem bestehenden Fernwärme-Anschluss und unserem Heizungskeller liegen ca. 15m Luftlinie. Diesen kann man nicht nutzen, da die Leistung der Fernwärme-Übergabe dann zu gering wäre und so von einem neuen Verteileranschluss abzweigen muss. Hinzu kommt die Hamburger Baumschutzverordnung, die es nicht zulässt, Leitungen über Grundstücke mit Baumbestand zu legen. Deswegen der Umweg über die Straße/Gehwege.
Und genau da liegt das Problem der aktuellen Politik – gefährliches Halbwissen wird als pauschale Wahrheit verkauft. Und jeder der sich dann damit befasst, erlebt sein sozialdemokratisches Wunder.
Vorsicht mit Polemik. Ich bleibe dabei: Wir werden deutlich mehr Klarheit haben, sobald die Stadt ihre Kommunale Wärmeplanung vorgelegt hat und darin aufzeigt, wo beispielsweise Fernwärme in Frage kommt und wo nicht. In Ihrem Beispiel ist das Problem, dass die Rechnung ohne diejenigen gemacht wird, die entlang der zu Ihrem Haus zu verlegenden Fernwärmeleitung wohnen. Wenn auch die alle einen Fernwärmeanschluss bekommen würden, dann verteilen sich die Investitionskosten auf viel mehr Schultern und die Sache sieht ganz anders aus. So etwas muss man aber natürlich organisieren. Es macht einfach wirtschaftlich keinen Sinn, eine 150 Meter lange Fernwärmeleitung zu verlegen, um an deren Ende ein einzelnes Haus anzuschließen und alle Häuser links und rechts der Leitung auf dem Weg dorthin unberücksichtigt zu lassen.
Lieber Ole,
Danke für die Informationen.
Ich möchte jedoch auf einen grundsätzlichen gedanklichen Fehler hinweisen, der zugleich die Crux der Ampelpolitik ist: Du schreibst von der „sozialdemokratischen Wärmewende“.
Solange die Wärmewende und die Energiepolitik insgesamt nicht von den drei Regierungsparteien als gemeinsames Projekt getragen, vorangetrieben und kommuniziert und von der demokratischen Opposition grundsätzlich unterstützt werden, als nationale Anstrengung begriffen werden, profitieren die Ängstlichen und Antidemokraten.
Tobias Gohlis
Du hast recht, da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, dass das, was in Sachen Heizungen Gesetz werden soll, aus den unterschiedlichsten Gründen in unserer aller Interesse ist. Ole