Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) hat kürzlich die so genannte 1. Verschickung seiner Planung für die Sanierung des nächsten, rund 720 Meter langen Abschnitts der Rahlstedter Straße, zwischen Ellerneck und Hausnummer 87 (bei ARAL-Tankstelle), vorgelegt. Vorgesehen ist nicht nur die Sanierung der Fahrbahn, sondern auch die Erneuerung der Fußwege und der Radverkehrsanlagen, die hier Bestandteil der Veloroute 7 (City – Wandsbek-Markt – Rahlstedt) sind. Die Realisierung ist für das Jahr 2017/2018 vorgesehen.
Bei der so genannten 1. Verschickung handelt es sich um einen vorläufigen Planungsstand. Die Planung ist bereits entwickelt, aber noch nicht festgelegt. Diese Planung wird an alle relevanten städtischen Dienststellen (z.B. Polizei, Umweltbehörde, Bezirksamt) und so genannte Träger öffentlicher Belange, z.B. Leitungsträger (Wasserwerke, Stadtentwässerung), aber auch der Bezirks-Seniorenbeirat und Behindertenverbände, zur Stellungnahme verschickt, daher der Begriff. Die 1. Verschickung und die damit verbundene Vorstellung der Planung dient dazu, Anregungen und Bedenken aufzunehmen und sie nach Abwägung aller Belange in die weitere Planung einfließen zu lassen.
„Die SPD hat im letzten Wahlkampf versprochen, die 2011 begonnene Sanierung und Modernisierung der Straßeninfrastruktur weiter auf hohem Niveau fortzusetzen und so die Straßen und Wege wieder in Ordnung zu bringen. Von dem groß angelegten Programm profitiert auch Rahlstedt. Zwar bringen Straßenbauarbeiten immer auch Behinderungen für den Verkehr mit sich, dafür wird die gesamte Straße danach aber für die nächsten Jahrzehnte in einem guten Zustand sein“, sagt Buschhüter, und ergänzt: “Durch die Sanierung bzw. den Umbau dieses Abschnitts der Rahlstedter Straße soll der Substanzverlust der Straße gestoppt und gleichzeitig eine Verbesserung für möglichst alle Verkehrsteilnehmer, für Radfahrer, Fußgänger, Fahrgäste des ÖPNV und genauso auch für Autofahrer, erreicht werden.”
Die vorgelegte Planung begründet die Baumaßnahme wie folgt: “Die vorhandene Fahrbahn im hier betrachteten Abschnitt befindet sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand. Teils klaffende Risse, deutliche Unebenheiten, aufgehende Längsnähte und durch Ausgrabungen zergliederte Oberflächen prägen das Straßenbild. Daher ist es erforderlich, diesen Zustand durch eine Sanierung bzw. grundhafte Instandsetzung der Asphaltflächen zu verbessern.” Und weiter: “Die vorhandenen Nebenflächen (…) befinden sich in einem unzureichenden Zustand. Die vorhandenen Radwege sind deutlich zu schmal und teilweise uneben.”
Im Rahmen der Sanierung und des Umbaus der Rahlstedter Straße sind nach dem aktuellen Planungsstand u.a. folgende Maßnahmen vorgesehen:
- Die gesamte Fahrbahn wird grundhaft erneuert, die Fahrstreifenaufteilung bleibt wie im Bestand erhalten, allerdings in der Linienführung angepasst. Die in beiden Richtungen durchgängigen Geradeausfahrstreifen werden 3,25 Meter breit sein, für Linksabbieger wird der jeweilige Richtungsfahrstreifen auf 5,50 Meter ausgeweitet. Für Linksabbieger in die Brockdorffstraße und die Straße Am Friedhof gibt es wie bisher gesonderte Linksabbiegestreifen. Die Lichtsignalanlagen bleiben erhalten, werden nur angepasst, versetzt und erneuert. 18 Masten der Öffentlichen Beleuchtung werden versetzt und erneuert.
- Der Radverkehr wird auf ganzer Länge auf Radfahrstreifen geführt, die im Norden an die vorhandenen Radfahrstreifen anschließen. Diese sind mit 1,85 Meter deutlich breiter als die bisherigen Radwege, die nur eine Breite von 1 bis 1,25 Meter aufweisen. Radfahrstreifen ermöglichen eine bessere Sichtbeziehung zwischen Rad- und Kfz-Verkehr. Dadurch sinkt das Konfliktpotenzial auf der Fahrbahn und der Konflikt zwischen Rad- und Fußgängerverkehr in den Nebenflächen entfällt. Dort, wo Längsparkstände sein werden, soll es zusätzlich einen Sicherheitstrennstreifen von 0,62 Meter Breite geben. An den beiden Busbuchten sollen die Radfahrstreifen straßenseitig vorbeigeführt werden. Der gesamte Straßenbauabschnitt ist Bestandteil der geplanten Veloroute 7 (City – St. Georg – Eilbek – Wandsbek-Markt – Jenfeld – Rahlstedt), die hier vom Ellerneck kommend durch die Rahlstedter Straße und die Rahlstedter Bahnhofstraße führen wird.
- Fußgänger erhalten im gesamten Straßenbauabschnitt mindestens 2 Meter breite Gehwege. An punktuellen Engstellen beträgt die Gehwegbreite mindestens 1,50 Meter. Sowohl an den Bushaltestellen als auch an den Fußgängerquerungen und Lichtsignalanlagen weisen taktile Leitelemente (Noppen- und Rippenplatten) sehbehinderten Menschen zukünftig den Weg. Bordsteine werden abgesenkt.
- Die beiden Bushaltestellen Brockdorffstraße entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen und sind zum Teil in einem schlechten baulichen Zustand. Sie werden an ihrem derzeitigen Standort richtlinienkonform erneuert. Als maßgebendes Bemessungsfahrzeug wird hierfür ein Doppelgelenkbus mit 25 Meter Länge angesetzt. Um den Ein- und Ausstieg insbesondere für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste zu erleichtern, werden erhöhte Bordsteine (“Bussonderborde”) mit Einstiegshöhen von 16 cm eingebaut. Die Fahrgastwarteflächen werden ausreichend groß dimensioniert. Die Fahrgastunterstände bleiben. Für Radfahrer werden auch an der westlichen Bushaltestelle fünf Fahrradanlehnbügel aufgestellt.
- Die Neuordnung des Straßenquerschnitts erfordert die Fällung eines Baumes. Das übrige Straßenbegleitgrün bleibt von der Maßnahme unberührt. Für den zu fällenden Baum werden Ersatzpflanzungen vorgenommen. Geplant sind acht neue Bäume zwischen den Längsparkständen auf der Westseite. Im Saldo bekommt die Straße sieben zusätzliche Bäume, sie wird damit zukünftig deutlich grüner daherkommen als bisher.
- Der ruhende Verkehr wird komplett neu geordnet. Die vorhandenen 22 Parkstände werden durch 21 neue Parkstände ersetzt. Im Ergebnis geht also ein Parkstand verloren. Auf den Einbau einer Fußgänger-Sprunginsel in Höhe Pfarrstraße/Wittigstieg wird verzichtet. Hierdurch wären durch die notwendige Ausweitung des Fahrbahnquerschnitts bis zu zehn Parkstände verloren gegangen.
Die Planungsunterlagen (Erläuterungsbericht und Lagepläne) der so genannten 1. Verschickung stehen am 6. Oktober 2016 auf der Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft und Verkehr der Bezirksversammlung Wandsbek. Sie können per Stichwortsuche auf der Ratsinformationsseite der Bezirksversammlung Wandsbek unter https://sitzungsdienst-wandsbek.hamburg.de/bi/allris.net.asp aufgerufen werden.
Bereits Anfang Juli hatte der LSBG im Regionalausschuss Rahlstedt seine ersten Planungsüberlegungen für die Sanierung dieses Abschnitts der Rahlstedter Straße und dabei auch die verschiedenen Varianten für die zukünftige Führung des Radverkehrs vorgestellt. Siehe Beitrag “Erste Planungsüberlegungen für die weitere Sanierung der Rahlstedter Straße vorgestellt” vom 8. Juli 2016: https://www.buschhueter.de/erste-planungsueberlegungen-fuer-die-weitere-sanierung-der-rahlstedter-strasse-vorgestellt/
Bis zum Frühjahr 2016 waren bereits in dem etwa 530 Meter langen Abschnitt der Rahlstedter Straße von Hausnummer 117 (hinter ARAL-Tankstelle) bis Hausnummer 159 (AMTV-Zentrum) die Fahrbahn erneuert, die Bedingungen für Radfahrer verbessert und die Bushaltestellen barrierefrei umgebaut worden. Mit diesem im April/Mai 2016 fertiggestellten und dem für 2017/2018 angekündigten nächsten Bauabschnitt wird dann insgesamt rund die Hälfte der insgesamt 2,6 Kilometer langen Rahlstedter Straße saniert sein.
Hallo Herr Buschhüter,
wie lange werden die Bauarbeiten dauern?
MfG
Gert Lemke
Hallo Herr Lemke,
die Leitungsarbeiten sollen voraussichtlich im 2. Quartal 2017 beginnen, bei gutem Wetter auch schon eher. Nach dem Winter 2018 folgen dann die eigentlichen Straßenbauarbeiten, Fertigstellung im Herbst 2018.
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter
Lässt sich die Verlegung der Radwege auf die Straße noch verhindern? Durch die Verlegung des Radwegs auf die Straße wird der vorhandene Bürgersteig deutlich schmaler und Fußgänger haben weniger Platz als zuvor. Dadurch wird es erst recht zu Konflikt zwischen Fußgängern und radfahrenden Kindern, die den Bürgersteig benutzen dürfen, kommen. Der beplante Bereich ist Schulweg für viele Kinder. Die älteren Kinder werden auf die Straße gezwungen, obwohl sie nicht die Sicherheit haben, neben Bussen und LKW herzufahren. Wollen diese zB von der Schule am Friedhof kommend in den Wittigstieg fahren, müssen sie zudem noch ohne Ampel über die Rahlstedter Straße.
Warum kann man nicht einfach die Straße sanieren ohne den Radweg zu verlegen ?An der Scharbeutzer Straße in Richtung Gymnasium Rahlstedt ging das ja auch. Da dürfen Radfahrer sogar in beide Richtungen fahren. Eine gute Lösung. Warum nicht auch an der Rahlstedter Straße?
Viele Grüße,
Matthias Heineke
Lieber Matthias Heineke,
vielen Dank für den Kommentar. Zur Radverkehrsführung in der Rahlstedter Straße wurden im Vorfeld der Planung verschiedene Varianten untersucht. Im Erläuterungsbericht kann dies im Einzelnen nachgelesen werden (siehe Link im Beitrag), unter Abwägung aller Aspekte erwiesen sich Radfahrstreifen als die beste Lösung. Dass die Gehwege dadurch generell schmaler werden, trifft nicht zu. Die Breite der Gehwege beträgt im Bestand 2,0 bis 2,5 m, in punktuellen Engstellen allerdings deutlich unter 1,5 m. In der Planung wird die Regelbreite für Gehwege von mindestens 2,0 m in der Regel eingehalten, häufig sind die Gehwege sogar breiter. An punktuellen Engstellen gibt es auf kurzen Abschnitten wie im Bestand schmalere Gehwege, dies ist aber nicht den Radfahrstreifen geschuldet. Hier ein paar Beispiele aus der Planung: In Höhe der Hausnummern 67/68a wird der Gehweg auf der Westseite breiter (2,45 m statt 2,23 m), auf der Ostseite bleibt er praktisch gleich breit (1,97 m statt 1,98 m). In Höhe der Hausnummern 49/44 wird der Gehweg sowohl auf der Westseite (2,77 m statt 2,29 m), als auch auf der Ostseite breiter (2,73 m statt 2,19 m), trotz Radfahrstreifen.
Was den Schulweg für Kinder angeht, so geht die Kritik, dass sie im Falle von Radfahrstreifen die Rahlstedter Straße ohne Ampel queren müssen, wenn sie von der Schule am Friedhof kommend links in den Wittigstieg einbiegen wollen, ins Leere: Denn das ist jetzt auch schon so und wäre in keiner der Alternativen anders. Denn auch für Radfahrer gilt das Rechtsfahrgebot, auch auf abgesetzten Radwegen, und sich daran zu halten ist ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung von Verkehrsunfällen.
Im Falle der Scharbeutzer Straße wurde der seit vielen Jahren etablierte Zweirichtungsradweg zwischen Bargteheider Straße und Rahlstedter Bahnhofstraße beibehalten (Bestandsschutz). Begründet wurde dies mit dem hohen Radverkehrsstrom insbesondere vom Gymnasium. Auch wenn dort die erforderliche Mindestbreite für Zweirichtungsradwege (2,50 Meter, Regelbreite 3,00 Meter) nicht eingehalten wird, so ist der nördliche Radweg dort mindestens 2,00 Meter breit und damit deutlich breiter als der östliche Radweg in der Rahlstedter Straße (teilweise nur 1,00 Meter bis 1,25 Meter). Die Radwege in der Rahlstedter Straße einfach so zu lassen wie sie sind und den östlichen Radweg für den Zweirichtungsverkehr freizugeben, ist aufgrund der geringen Breite des Radwegs ausgeschlossen. Der Neubau eines mindestens 2,50 Meter breiten Zweirichtungsradwegs auf der Ostseite und eines mindestens 1,625 Meter breiten Einrichtungsradwege (Mindestbreite, Regelbreite 2,00 Meter) auf der Westseite wären bei der zur Verfügung stehenden Straßenbreite der Rahlstedter Straße nicht darstellbar, ohne erheblich in die Gehwegbreite einzugreifen. Ganz abgesehen davon, dass Zweirichtungsradwege Sicherheitsrisiken an Einmündungen und Grundstückszufahrten mit sich bringen, die es zu vermeiden gilt.
Viele Grüße
Ole Thorben Buschhüter
Sehr geehrter Herr Buschhüter,
vielleicht können Sie ja noch Einfluss auf die Planung nehmen und damit verhindern dass wiederum geldverschleudernde und unsinnige Maßnahmen wie beim vorhergehenden Bauabschnitt durchgeführt werden.
Dort wurden z.B an den Bushaltestellen Wilhelm-Grimm-Straße/Buchwaldstraße 16 (in Worten: sechzehn) Fahrradparkbügel aufgestellt. Eine sinnlose Verschleuderung von Steuergeldern – denn seit Fertigstellung stand hier an höchstens 3 Tagen ein einziges Fahrrad. Ich weiß das deshalb so genau weil ich täglich hier vorbei komme.
Und diese Bügel und deren Aufstellung sind bestimmt nicht billig und wären an anderen Stellen in Rahlstedt besser aufgehoben.
Noch schlimmer hat man es an der Abzweigung der Rahlstedter Bahnhofsstraße getrieben. Dort hat man zur normalen Auffahrt auf den Radweg – der erst vor wenigen Jahren neu gebaut wurde – eine Abfahrt (mit Fahrradzeichen) auf die Fahrbahn gebaut. Auch nicht ganz billig, und man fragt sich natürlich was das bezwecken soll.
Will man die Radfahrer dazu verleiten gebotswidrig den Radweg nicht zu benutzen und die Polizei kassiert an der Wache in 200 m. Verwarnungsgebühren, oder will man die Radler einfach ungeschützt vor die Kühler der Autofahrer treiben.
Verhüten Sie schlimmeres, denn nur weil man Geld hat muss man es nicht sinnlos zum Fenster raus werfen.
Ferdinand Martin
Sehr geehrter Herr Martin,
vielen Dank für Ihren Kommentar. Zwei Anmerkungen dazu:
1. An der westlichen Bushaltestelle Brockdorffstraße sind nur fünf neue Fahrradbügel vorgesehen, zusätzlich zum Bestand an der östlichen Haltestelle. Die Fahrradbügel werden hier auch nachgefragt. Im Übrigen dürften sie zu den günstigsten Positionen der ganzen Maßnahme zählen, Kfz-Stellplätze kosten jedenfalls ein Vielfaches davon und wurden selbstverständlich auch gebaut.
2. Was die Abzweigung Rahlstedter Bahnhofstraße angeht, so irren Sie: Es gibt in Deutschland seit einer Änderung der StVO im Jahre 1997 keine allgemeine Radwegebenutzungspflicht mehr. Überall dort, wo Radwege vorhanden sind, dürfen Radfahrer trotzdem auch auf der rechten Fahrbahn fahren, es sei denn, die Benutzung eines Radwegs ist durch ein blaues Radweg-Zeichen ausdrücklich vorgeschrieben (§ 2 Absätze 1 und 4 StVO, siehe: https://www.gesetze-im-internet.de/stvo_2013/__2.html), was allerdings engen Grenzen unterliegt und hier nicht der Fall ist. Deshalb ist hier die doppelte Führung (sowohl Aufleitung auf den Radweg als auch alternativ auf die Fahrbahn) nur konsequent und aus Verkehrssicherheitsgründen auch geboten.
Mit freundlichen Grüßen
Ole Thorben Buschhüter